Chinesisches Weltgeld

Wirtschaftsfachblatt sieht Anzeichen, dass China mit seiner Währung dem US-Dollar Konkurrenz machen will

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Zur Zeit kauft China US-Anleihen im Rekordtempo. Angesichts der Kommentare der letzten Monate, in denen sich hochrangige chinesische Politiker Sorgen über die Zukunft des Dollars machten und ein neues Weltgeld forderten, verwundert das ein wenig. Die Volksrepublik hält Devisenreserven im Gegenwert von über zwei Billionen US-Dollar. Über die Hälfte davon sind US-Dollar, weshalb das Land einiges zu verlieren hätte, würde der US-Dollar massiv abgewertet. Letzteres ist angesichts der enormen Verschuldung der USA langfristig durchaus im Bereich des Möglichen. Die derzeitigen chinesischen Aufkäufe von US-Staatsanleihen können daher auch als Versuch gesehen werden, den Dollar und die US-Wirtschaft zu stabilisieren, und zwar sicherlich nicht aus reinem Altruismus.

Unterdessen sieht die Zeitschrift Business Week Anzeichen, dass Beijing langfristig daran interessiert sein könnte, den Yuan neben oder anstelle des Dollars zum Weltgeld zu machen. Ein Anzeichen seien dafür der Austausch von größeren Devisenbeträgen mit Argentinien, Südkorea, Hongkong, Indonesien, Malaysia und anderen Ländern in Höhe von insgesamt 98 Milliarden US-Dollar. Zweck der Transaktionen ist, es dass bilaterale Geschäfte künftig in Yuan oder der jeweiligen Landeswährung abgewickelt werden können. Bisher wird dazu der US-Dollar benötigt.

Zuletzt sei ein entsprechender Vertrag mit Brasilien abgeschlossen worden, für das China inzwischen noch vor den USA zum wichtigsten Handelspartner avanciert ist. Laut Financial Times ist allerdings kein Devisentausch (currency swap) wie mit den anderen Ländern vorgesehen. Es gehe um eine Rahmenvereinbarung unter der Chinesen brasilianische Produkte mit Yuan bezahlen und Brasilianer in China mit Reais einkaufen können. Die Gespräche seine zudem erst in einem frühen Stadium. Ein ähnliches Abkommen hatten Argentinien und Brasilien letztes Jahr abgeschlossen.

Um das chinesische Volksgeld (Renminbi, die Währungseinheit heißt Yuan, sprich: Yüän) zur Reservewährung zu machen, müsste es allerdings erst einmal frei konvertierbar sein. Und Anleger, nicht zuletzt Zentralbanken, müssten in der Lage sein, Yuan-Anleihen zu kaufen und zu handeln. Bisher wurden diese jedoch nur von chinesischen Banken angeboten und konnten nur in der Volksrepublik gekauft werden. Kürzlich haben jedoch die britische Bank HSBC und die Bank of East Asia bekannt gegeben, dass sie als erste ausländische Finanzinstitute die Erlaubnis für den Handel mit chinesischen Staatsanleihen bekommen haben.

Derweil scheint die chinesische Zentralbank ihre US-Anleihen umzuschichten. langfristige Papiere werden gegen solche mit Laufzeiten von einem Jahr und weniger umgetauscht. Das ist flexibler. Für den Fall der Fälle.