CompuServe R.I.P.

Neben der Spur

Es geht nicht anders, ein Nachruf.

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CompuServe war für eine Menge an Neuem zuständig. Damals, vergangenes Jahrhundert. 1994 konnten so die ersten 100.000 Kunden in Deutschland, ganz ohne dass sie das eigentlich wollten, den ersten Browser für das Volk in Empfang nehmen und dieses neue Dings probieren, das sie das World Wide Web nannten. Der CompuServe Geschäftsführer Felix Somm kam in den Genuss des ersten Urteils zu Kinderpornographie gegen einen Content-Hoster. Man war der Ansicht, dass er rechtlich für Foren gerade stehen musste, die seine Firma zwar hostete, aber nicht anbot. Sogar eine eigene e-Mail-Adresse konnte man damals von CompuServe haben. Gut, mit sechs Ziffern statt dem eigenen Namen, aber auch nett.

Ach ja, und dann begann wie mit AOL und anderen Datendiensten der sang- und klanglose Niedergang, denn niemand wollte mehr für einen Minutenpreis, der noch 1996 höher war als der für einen Kinobesuch, auch nur eine müde Mark hinlegen. Damals, als es noch die Mark gab. Und die Idee, für Content im Netz Geld zu verlangen. Die Foren starben eines langsamen Todes, der ehemalige Anbieter mit Weltniveau schrumpfte zu einem Anhängsel von ... AOL. Und nun das: auch die letzten CompuServe-Mailadressen sind Vergangenheit. Obwohl man inzwischen seinen Namen in der Adresse haben konnte.

Vorbei. Nicht wirklich eine Träne wert, so ein Niedergang. Aber eben: Es war doch schön, als man mit schwitzenden Händen ein Bild zum Download anklickte, weil man das in sein Taschengeld umrechnen konnte. Man sollte sentimental werden. Lieber nicht. Nächster Klick bitte.