Crime Mapping: Zweischneidige Transparenz

Das britische Innenministerium will die Verbrechenskarten genauer machen und glaubt, dass Information die Kriminalität senkt

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Die britische Polizei arbeitet weiter ( Verbrechenskarten (fast) in Echtzeit) an der Aufklärung. Sie erweitert ihre Crime-Map-Website. Jetzt können die Internetnutzer sehen, wenn sie eine Adresse oder eine Postleitzahl eingeben, was sich in einer Straße polizeirelevantes abspielt, mittlerweile auch bis zu kleineren Vergehen wie Ladendiebstählen oder öffentlicher Ruhestörung, einschließlich Videos von Überwachungskameras.

Die Briten, die im Land mit den meisten Überwachungskameras leben, haben mit der Kategorie des antisozialen Verhaltens ein breit gefächertes und weit reichendes Register für alle möglichen unerwünschten Verhaltensweisen oder für eine, wenn auch kaum dadurch zu leistende Regulierung des Alltagslebens geschaffen. Mit den Crime-Mapping-Websites soll angeblich durch Information die Kriminalität über das Wissen der Menschen reduziert werden. Wie das, abgesehen von einer höheren Polizeipräsenz an den Brennpunkten, gehen soll, verrät allerdings das Innenministerium nicht.

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Bislang konnte man so erkennen, wo und wann nach Angaben der Polizei Diebstähle, Raubüberfälle, Autoeinbrüche, Gewalt und Mord oder allgemein antisoziales Verhalten stattfinden. Was die Menschen mit dieser Information anfangen, ist unschwer vorzustellen. Ängstliche werden Gegenden mit hoher Kriminalität meiden, Immobilienpreise werden dort wohl eher sinken, Wohnungen schlechter zu vermieten und Geschäftsräume nicht so gut zu verpachten sein. Die Stadt wird nicht nur in gute und gefährliche Wohnviertel, sondern auch in ebensolche Straßenabschnitte unterteilt werden. Wer aus einer Gegend kommt, die verrufen ist, dürfte größere Schwierigkeiten haben, beispielsweise eine Arbeit oder eine Wohnung zu finden.

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Nach dem Vorbild USA oder Kanada ist die punktgenaue Verbrechenskartierung, die möglichst sich der Echtzeit nähern und bis auf einzelne Häuser genau sein soll, auch in Großbritannien angekommen. Nicht für die Polizeien, sondern eben für die Bürger im Sinne der Transparenz. Und das britische Innenministerium will nun mit dieser Maßnahme auch die Leistung der Polizeibehörden durch den Vergleich mit anderen steigern. Ab Mai 2012 sollen die Internetnutzer nicht nur sehen können, was sich ereignet hat, sondern auch, ob die Täter erwischt und bestraft wurden.

Noch ist die Genauigkeit aus Datenschutzgründen beschränkt auf Ausschnitte, die 12 oder mehr Adressen umfassen. Das soll genauer werden, zudem sollen Informationen über Kriminalität in Fußballstadien, Parks oder Supermärkten veröffentlicht werden, so ein Sprecher des Innenministeriums. Wie der Guardian berichtet, sind einzelne Polizeibehörden schon vorangestürmt. So hat die Polizei in Surrey ein App entwickelt, durch das die Bürger verfolgen können, was die Polizisten während ihrer Arbeit so machen. Die Polizei in Surrey präsentiert nicht nur ihre Mitarbeiter mit Bild und Namen - was ja auch vorbildlich in Deutschland wäre -, sondern informiert auch auf allen Kanälen von Twitter über Facebook bis zu YouTube. In Avon und Somerset kann man die Strafverfolgung über TrackMyCrime nachvollziehen.