Da warens nur noch vier...

Offshore-Windkraft, der Naturschutz und die Bundeswehr

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Standorte der geplanten Windkraftwerke in der Nordsee

Um den Nordsee-Nationalpark besser zu schützen, haben sich in Schleswig-Holstein die Planer der Windbranche, die Naturschutzverbände und Behörden auf einen Kabelkompromiss geeinigt. Die genehmigten schleswig-holsteinischen Offshore-Windparks werden jetzt mit maximal vier Hauptleitungen an das Stromnetz am Festland angebunden. Diese sollen dann bei Büsum gebündelt an Land gehen.

Die Windparks selbst entstehen zwar vor dem Wattenmeer, die Leitungen gehen aber direkt durch den Nationalpark Wattenmeer. Er ist Lebensraum vieler Tiere, Rastgebiet für Zugvögel und Tourismusregion zugleich. Ursprünglich sollten insgesamt zwölf Kabeltrassen mit 2.800 MW Leistung für die Offshore-Felder ins Watt gegraben werden. Der Kompromiss soll die Akzetanz für die Bauprojekte vergrößern. Eine ähnliche Strategie war auch ursprünglich für den Windpark Butendiek, 34 Kilometer vor Sylt. geplant. Er war als "Bürgerwindpark" ausgelegt - nicht nur, um das Kapital zusammenzubekommen, sondern auch um die lokale Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Doch gerade dieser Windpark dürfte jetzt auf der Strecke bleiben, da er zu weit weg von der Kompromisstrasse liegt.

Windenergie insgesamt hat in den letzten zehn Jahren ordentlich zugelegt. 2009 kamen 4,8 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in der EU aus Windrädern. Es wird prognostiziert, dass sich der Anteil innerhalb der nächsten 9 Jahre mindestens verdreifachen wird. Damit nimmt, sowohl onshore als auch offshore, der Druck auf die Landschaft zu und Naturschutzaspekte rücken immer mehr in den Vordergrund.

Die Europäische Kommission hat deshalb jetzt Leitlinien für den Ausbau von Windenergie in Naturschutzgebieten veröffentlicht. So soll sichergestellt werden, dass Windkraft und der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien Rücksicht nehmen müssen auf die Einhaltung der Artenschutzbestimmungen der EU. Ein gangbarer Weg ist auch das Repowering(***), der Ersatz alter kleiner Anlagen und weniger, dafür aber leistungsfähigere neue Anlagen.

Gerade in Norddeutschland mischt sich aber auch die Bundeswehr ein. Im niedersächsischen Nordholz bei Cuxhaven verhinderte sie gerade den Bau von 25 Windrädern mit der Begründung, diese könnten das Radar stören. Auch im ostfriesischen Wittmund stehen mehr als 20 Windräder auf der Kippe. Die Bundeswehr will dort jede Anlage "einzeln prüfen" und dann entscheiden, ob gebaut werden darf.

(***)Typische durchschnittliche Windkraftanlagen haben 1.800-2.200 Volllaststunden onshore und 3.500-4.000 Volllaststunden offshore. Der Trend der letzten Jahre geht hin zu immer größeren Anlagen. Die ersten kommerziellen Windräder in den 80ern lagen noch bei 0.022 MW, heute sind sie bereits bei 6 MW Leistung angekommen. Die durchschnittliche Leistung ist in der EU im Moment 1.3 MW onshore und 2.1 MW offshore. Für 2030 wird allgemein mit Anlagengrößen zwischen 2 MW und 10 MW gerechnet. Die Gigawatt-Windparks offshore werden dann bereits lange in Betrieb sein.