Dann macht es "klick" - und weg ist die Wolke

Auch legale Daten von Megaupload-Kunden sollen noch diese Woche gelöscht werden

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Am 19. Januar machten das US-Justizministerium und das FBI mit Unterstützung von Behörden aus acht Ländern den in Hong Kong ansässigen Filehoster Megaupload zu. Den Betreibern des Unternehmens, über deren Auslieferung an die USA gerade verhandelt wird, wirft man vor, das Geschäftsmodell weniger auf das Teilen von privat erstellten Dateien als auf das unbegrenzte Anbieten von mit Profitabsicht vertriebenem Unterhaltungsmaterial ausgerichtet zu haben. Zu diesem Zweck will man unter anderem beweisen, dass Bereitsteller von besonders begehrtem Material von Megaupload entlohnt wurden, was von der Firma entschieden bestritten wird.

Nun teilte die für das Verfahren zuständige Staatsanwaltschaft im Eastern District des US-Bundesstaats Virginia mit, dass die Firmen Carpathia Hosting und Cogent Communications, bei denen Megaupload Speicherplatz angemietet hatte, aufgrund des Ausbleibens von Zahlungen nach der Beschlagnahme der Firmenkonten am Donnerstag mit der Räumung der Server beginnen wollen. Davon wären dann nicht nur unlizenziert bereitgestellte Filme, Serien und Musikstücke betroffen, sondern auch private oder beruflich genutzte Fotos und andere Dokumente, die Nutzer dort gespeichert haben. Eine Sicherung der Dateien ist ihnen nicht mehr möglich, weil die Megaupload-Site seit den Razzien nicht mehr erreichbar ist. Ein Effekt, der auch bei anderen Cloud-Computing-Angeboten jederzeit eintreten kann.

Ira Rothken, der Anwalt von Megaupload, sieht in der geplanten Löschung massive Nachteile für seine Mandantin. Mit ihr, so der Jurist, würden mit den "legalen" Daten gerade jene Beweismittel vernichtet, auf die er seine Verteidigungsstrategie aufbauen wolle. Deshalb fordert er von den Justizbehörden, die bevorstehende Vernichtung zu verhindern, und bringt dabei nicht nur deren eigenes Interesse an einer sicheren Beweislage, sondern auch mögliche Schadensersatzforderungen betroffener Kunden ins Spiel. Bisher reagierten weder die US-Justiz noch Carpathia oder Cogent auf Presseanfragen zu dem Vorhaben.