Darpa will Systeme mit "materieller Intelligenz"

Gezeigt werden soll mit dem Forschungsprojekt, dass "Intelligenz spontan als eine Folge der Thermodynamik in offenen Systemen" entsteht.

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Die Darpa, die Forschungsbehörde des Pentagon, die nach dem Sputnik-Schock gegründet wurde, um dem Weltgeist immer ein Stück voraus zu sein, neigt zu extravaganten Forschungsprojekten. Gar nicht exotisch ist allerdings einer Schwerpunkte, bei dem auf alternative Energien gesetzt wird, um die Abhängigkeit des Militärs vom Öl zu reduzieren. Das Problem allerdings ist, dass möglichst leichte und langanhaltende Energiequellen stets vorhanden sein müssen, um die Hightech-Soldaten mit ihren vielen Geräten unterbrechungslos überall zu versorgen.

In der Darpa-Abteilung Defence Sciences Office (DSO) geht es aber schon exotischer zu. Hier wird unter anderem daran gearbeitet, die Menschen kognitiv effektiver zu machen. Man hofft auf die Neurowissenschaften, um Möglichkeiten zu finden, wie schneller gelernt oder trainiert werden kann, mit welchen Mitteln sich Gefahren besser erkennen oder Bilder etwa von Satelliten oder Flugzeugen schneller auswerten lassen. Jetzt will man ein Projekt zur Erforschung der Physical Intelligence starten, also einer materiellen Intelligenz, die sich ausschließlich materiell selbstorganisiert.

An sich ist das nichts Neues. Materialistische Ansätze sind immer davon ausgegangen, dass Intelligenz ("Geist") aus der Materie abgeleitet werden kann, also etwa aus den neuronalen Prozessen und den ihnen zugrunde liegenden physikalischen und chemischen Mechanismen. Die Darpa will nun einen weiteren Anstoß geben, Intelligenz als materielles Phänomen zu verstehen und zu zeigen, dass "Intelligenz spontan als eine Folge der Thermodynamik in offenen Systemen" entsteht. Dazu sollen drei ineinander greifende Aufgaben gelöst werden. Erstens soll eine mathematische formalisierte Theorie erstellt und anhand von natürlichen und technischen Systemen überprüft werden.

Der nächste Schritt würde dann wohl schon Neuland betreten, wenn man nicht Bottom-up-Modelle im Bereich von Künstlichem Leben und Künstlicher Intelligenz dazu zählt. In der zweiten Phase sollen ersten, von Menschen gemachte Systeme hergestellt werden, die "materielle Intelligenz in Form von abiotischen, selbstorganiserenden elektronischen und chemischen Systemen zeigen". Schließlich sollen im dritten Schritt analytische Mittel entwickelt werden, um "die Gestaltung und das Verständnis von materiell intelligenten Systemen zu unterstützen".

Versprochen wird, um das Projekt für Wissenschaftler interessant zu machen, wie so gerne, dass man mit Gelingen nicht nur eine Revolution im Verständnis von vielen Bereichen bewerkstelligen würde, sondern man habe dann auch die erste Intelligenz ganz cartesianisch aus ersten Prinzipien technisch gebaut, könne neue Klassen an elektronischen, computerbasierten und chemischen Systemen schaffen und die Mittel zur Herstellung von intelligenten Systemen finden, die dem Problem oder der Umwelt angepasst sind, in dem sie existieren. Fast endlos wären Anwendungen und Lösungen in anderen Forschungsbereichen von der Statistischen Physik oder der Thermodynamik über Gruppentheorie, kollektives Verhalten oder Bewusstseinstheorie bis hin nichtlinearen dynamischen Systemen, Elektronik, Evolutionsbiologie, Neuropsychologie oder was auch immer. Welchen militärischen Sinn das Projekt haben könnte, wird nicht gesagt, aber intelligente Systeme, was immer das auch in diesem Kontext heißen mag. können sicher nicht schaden.