Das Dopingmittel Epo wirkt leistungssteigernd im Gehirn
Das Bluthormon, das die Muskeln besser mit Sauerstoff versorgt und daher gerne von Sportlern verwendet wird, steigert kurz nach der Injektion bereits Leistung und die Motivation
Schweizer Wissenschaftler der Universität Zürich haben herausgefunden, dass das Bluthormon Erythropoietin keineswegs nur durch eine Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen für eine verbesserte Sauerstoffversorgung der Muskeln sorgt, weswegen es von Sportlern verwendet wird, um ihre Leistung zu steigern. Während diese Wirkung erst nach Tagen eintritt, ist Epo allerdings schon fast unmittelbar nach der Injektion ein Neurodopingmittel, was das Hormon möglicherweise noch attraktiver machen könnte.
Die Wissenschaftler haben die Wirkung von Epo in ihrer Studie, die im The Faseb Journal erschienen ist, an Mäusen getestet. Wird das Hormon in einer hohen Dosis injiziert, überwindet es die Blut-Hirn-Schranke und steigert unabhängig von der Zahl der roten Blutkörperchen die Leistungsbereitschaft und der Ausdauer der derart gedopten Mäuse auf dem Laufband drastisch gegenüber unbehandelten Mäusen.
Das zeigte sich auch an gentechnisch veränderten Mäusen, bei denen Epo nur im Gehirn vermehrt gebildet wird, aber die Erythropoiesis, also die Bildung roter Blutkörperchen, nicht beeinflusst wird. Max Gassmann, Veterinärphysiologie an der Universität Zürich und Leiter des Teams, geht davon aus, "dass Epo im Gehirn einen Motivationsschub zur Erhöhung der körperlichen Leistung auslöst". Getestet wird die neuronale Wirkung von Epo von dem Team nun an freiwilligen Versuchspersonen.
Schon länger wird mit Epo zur Behandlung von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen experimentiert. So soll es den Zustand von schizophrenen Patienten verbessern. Wenn das Hormon nun tatsächlich die Motivation für körperliche Aktivität steigert, würde das nicht nur die (missbräuchliche) Verwendung als Dopingmittel noch attraktiver machen, wenn es auch nach einmaliger Injektion kurzfristig wirkt. Die Wissenschaftler denken etwa auch an eine Epo-Behandlung von Depressionen und vermuten, dass Epo auch die Stimmung beeinflussen könnte.