Das Ende der Hypergamie?

Mit steigender Ausbildung überholen hier die Frauen die Männer, was auch bedeutet, dass sich nun vermehrt die Männer hoch- und die Frauen herunterheiraten

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In den Geschlechterverhältnissen tut sich einiges. Die Emanzipation kommt an, die Frauen sind zunehmend besser ausgebildet, machen Karriere in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. Während früher in aller Regel die Männer in den Beziehungen dominanter waren, weil sie besser ausgebildet waren oder höhere Stellungen hatten, so kehrt sich das allmählich um. Zumindest wächst die Zahl der Paare, bei denen die Frauen die höhere akademische Bildung haben. In manchen Ländern ist das schon die Regel.

Eine im Population Development Review erschienene Studie des Centre for Demographic Studies of the Universitat Autònoma de Barcelona (CED-UAB) hat die Auswirkungen dieser Rollenumkehr in 56 Ländern untersucht. In Ländern, in denen es mehr Frauen höheren Bildungsabschlüssen als Männer gibt, tritt ein bislang ungewohnter Effekt ein. Die Frauen gehen häufiger Beziehungen nach unten ein (Hypogamie), als nach oben. Frauen können sich dann nicht mehr gesellschaftlich hoch heiraten (Hypergamie), wohl aber Männer.

Nach der Studie hat dies offenbar aber nicht die Folge, dass Beziehungen schwieriger werden und mehr gut gebildete Frauen Singles bleiben: "Die Zusammensetzung der Paare passt sich ganz gut den strukturellen Veränderungen an", sagt Albert Estve, einer der Autoren der Studie. "Wenn diese Veränderungen stattfinden, werden sie früher oder später einen Effekt auf dem Heiratsmarkt haben." Hervorgehoben wird hier China, wo es möglicherweise bald 140 Studentinnen auf 100 Studenten geben wird. Allgemein scheint es mit der Emanzipation der Frauen seit den 1970er Jahren in den Industrieländern und in den Entwicklungsländern eine Abnahme der Hypergamie zu geben. In Industrieländern wie den USA oder Frankreich, aber auch in Brasilien heiraten schon mehr Frauen abwärts als aufwärts. In diesem Jahrhundert verzeichnen 26 von 51 Ländern, darunter Frankreich, Jordanien, Slowenien, die Mongolei oder Südafrika, einen Trend zur Bildungs-Hypogamie. So gab es in Spanien 2001 auf hundert Paare mit Hypogamie 67, bei denen ein Aufstieg stattfand.

Ob dieser Trend aber zu mehr Gleichheit zwischen Männer und Frauen in anderen Bereichen wie Entscheidungsfindung, Aufteilung der Hausarbeit, Scheidung etc. führen wird, müsse erst abgewartet werden. Es sei jedoch zu erwarten, dass der ansteigende Bildungsgrad der Frauen, die hier die Männer in den nächsten Jahrzehnten deutlich überholen werden, "wichtige Implikationen für die Erosion der traditionellen Muster der Partnerfindung" habe, was zu einer "Symmetrie in der Paarbildung" führen könne.

Nicht erfasst wurde, ob die Frauen nicht nur im Hinblick auf den Bildungsstand, sondern auch auf das Einkommen zunehmend die Männer abhängen. War traditionell der Mann normalerweise der Partner, der das Einkommen der Familie einbrachte, während sich die Frauen eher dem Haushalt und den Kindern widmete, so arbeiten zunehmend beide Partner