Das Ganze ist das Doppelte von der Hälfte

Neben der Spur

Ich bin irritiert, weil ich immer dachte, dass eine ganz andere Hälfte den vielen Datenverkehr im Internet ausmacht

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Für alle, die sich nach einer Stunde im WWW müde und glücklich zurücklehnen, weil sie meinen, das umgerechnete Datenvolumen einer Universitätsbibliothek von A (=Website) zu B (=heimischer Computer) bewegt zu haben, muss hier geschrieben stehen: Bitte nicht aufregen. Denn das ist gar nichts.

Angeblich kommt nämlich die Hälfte des Internet-Traffics durch Bots zustande. Wobei die bösen Bots 28.9 Prozent des Datenvolumens ausmachen sollen, und die guten 22.9 ... "Nicht schießen, ich bin ein guter Bot" bedeutet dabei, dass die guten Bots unter anderem Webseiten abgrasen, um Suchergebnisse besser werden zu lassen. Und die schlechten sollen vor allem für Fake News zuständig sein.

Wobei es mich dann schon einmal irritiert, dass der Anteil der Bad Bots ja im Vergleich zu früheren Jahren eher abnimmt (Von 31 zu 28.9 Prozent). Gut, das ist der Anteil, nicht das Volumen, heißt einfach, dass vielleicht die schiere Masse an Daten sehr zugenommen hat. Auch bei Bad Bots. Aber die guten Google-Bots überschwemmen das Netz, damit wir auch morgen noch kraftvoll surfen und finden können.

Und kaum bin ich von einer Irritation ein wenig genesen, schon denke ich mir: War da nicht etwas, dass eigentlich nur noch noch Pornovideos heruntergeladen werden? Scheinbar nicht, wenn man die Zahlen von einer bestimmten Seite anschaut. Von einer Million der am meisten besuchten Websites sind nur etwas über 42.000 wirklich pornografischen Inhalts. Also gerade einmal 4 Prozent.

Gut, könnte man sagen, das heißt ja nix: Von der ersten Million der führenden Websites sind gerade einmal zwei große Suchmaschinen, und die machen ja eben einen Großteil der 22.9 Prozent aus, die zu den guten Bots gehören. Vermutlich kommt das mit den 4 Prozent auch aus der Bad-Bot-Ecke. Immerhin sollen (aber das sind Untersuchungen aus den Jahren 2009 bis 2010) mehr als 13 Prozent aller Suchanfragen pornografischen Inhalts sein.

Vielleicht stimmen die Zahlen ja alle nicht. Denn man vermutet ja, dass schon 2020 fast 80 Prozent des gesamten Datenverkehrs aus Onlinevideos bestehen wird. Und dass es sich da nicht um Katzenfilme handelt (und wenn, dann nur in einem sehr übertragenen Sinne), das dürfte auch klar sein.

Ach was, denke ich mir, in meiner Verwirrung, wahrscheinlich irren sich einfach alle. Ich gehe davon aus, dass der wirkliche Datenkiller aller weltweiten Netze aus einer ganz anderen Ecke kommt. Dazu muss ich nur auf das Handy meiner Tochter schauen. Gerade sind wieder 69 dieser schlimmen Wichtel auf den Markt gekommen. Die Zahl mag erst einmal irreführend sein, aber ich meine, es ist eher der geballte Einsatz von Emoji, der die Unterseekabel glühen lässt.

Alles andere ist nur noch Beiwerk. Auch 2020.