Das Spiel mit den Bienchen

Video Chats sind derzeit eine Notwendigkeit, aber sie sind auch schwer angesagt und das neue "online". Zeit, sie auch für andere Dinge zu nutzen

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Zoom war für mich wie für die meisten von uns noch vor sechs Monaten eine Bildvergrößerung auf dem Smartphone. Seit ein paar Wochen ist die Video-Meeting-Plattform das tägliche Brot für Millionen Online-Arbeiter geworden. Und das trotz diverser Sicherheitsbedenken, Zoom Bombing, bevor das wahllose Eintreten in Meetings unterbunden wurde und diverse Phising Mails, die angebliche Meetings verlinken, aber dann doch nur den eigenen Account hacken wollen. Egal. Alles ist jetzt Online-Video, Email ist bähhh und Telefonieren etwas für die Tante Elfriede aus dem vergangenen Jahrhundert.

Was wundert es da (tut es nicht), dass vor allem Social-Media-Anbieter ihre Apps aufbohren, um den Zug nach Plapperhausen nicht zu verpassen. WhatsApp kann in Zukunft acht Menschen gleichzeitig auf dem Schirm zeigen, sogar Facebook traut sich in eine Innovation hinein und bietet eine Drop-in Videofuntion an, die man sich wie eine Houseparty vorstellen muss. Einfach eingetreten und schauen, wen man plötzlich in einem Video-Chat vor sich findet. Und weil bei Facebook ja eh nur Bots ihr Unwesen treiben, wird man dann vermutlich in ein Teekränzchen mit einem Dutzend Robotern kommen. Aber hey, der Spaß ist es doch wert, mit "Noch ein Tässchen oder rostet dann der Greifarm?" das Gespräch zu beginnen.

Immerhin kann man dann bei Facebook selbst sehr einfach zoombomben und in Meetings platzen. Das ist dann dort sogar erwünscht. Zoom hingegen bekommt gerade ein neues Feature verpasst, das einen endlich auch anderes zusammen mit Video tun lässt als ständig "Du bist noch auf Mute" und "Ich kann Dich ganz schlecht verraten" oder "Moment, mein Sohn hat seine kleine Schwester gerade an der Küchenwand festgegipst" sagen zu lassen.

Nein, es wird jetzt Zeit, wirklich vernünftigen Features Vorrang zu geben und die eigenen Meetings mittels Otter Transscription gleich in sauberen Text übertragen zu lassen. Irgendwann werden wir ja alle wieder zu lesen beginnen und weniger Videomeetings besuchen. Dann kann es sinnvoll sein, die Tipse eingespart zu haben, aber gleich ein Protokoll von einer Stunde "virtueller Teamkaffee" zu haben. Der Anfang ist mit Otter gemacht. Auf Zoom. WhatsApp und Facebook folgen sicher bald damit. Microsoft Teams hat den Service bereits etabliert.

In diesen Tagen startet auch der World Bee Count mittels einer App, und da sind wir natürlich dabei. Einfach ein Bild von einer Blume machen und es weitersenden. Analysesysteme werten dann die Anzahl der Bienen auf den Gewächsen aus und sagen uns, ob wir 2021 dann nach dem Verlassen unserer Häuser schon einmal Zeit für das Selbstbestäuben von Pflanzen reservieren sollten.

Genauso lässt sich diese Funktionalität natürlich im Laufe des Jahres zur Bewältigung der Pandemie nutzen. Einfach beim nächsten Online-Meeting den Bildschirm fotografieren und den Schnappschuss, statt auf die eigene Facebook-Timeline zu setzen, weiterschicken. Dann werden wir bald zählen können, wie viele Menschen denn wirklich noch leben, arbeiten, chatten und wie viele offline und beatmet leider nicht auf den Bildern zu finden sein werden. Oder wir finden heraus, wie viele Brüder ihre kleinen Schwestern schon an Wänden fixiert haben. Auch eine sinnvolle Anwendung.