Das sieht ja ein Blinder

Neben der Spur

Die Ars Electronica zeichnete eine Lösung aus, die noch einmal daran erinnert, dass digitale Medien einseitig optisch funktionieren.

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Man kann Computern nicht vorwerfen, dass sie einen Bildschirm haben. Und man sollte auch zugeben, dass alle anderen Sinne neben den Augen nicht immer leicht zu integrieren sind, wenn es um Digitales geht. Ton lässt sich dabei noch einfach den Texten, Bildern und klickbaren Links zuordnen. Aber schon beim digital erzeugten Geruch wird es schwierig. Zwar gibt es hier ein paar Anwendungen und Ansätze, aber für den Massenmarkt ist keiner davon bisher tauglich. Ehrlich gesagt will auch nicht jeder seine Office-Applikationen am Geruch erkennen. Und manche können Excel vielleicht auch nicht mehr riechen.

Also, keine Bange, das wird es eine Weile lang noch nicht geben. Vielleicht in Verbindung mit 3D-Fernsehen, vielleicht 2020, wenn man japanischen Wissenschaftlern glauben darf. Aber 2020 und japanische Wissenschaftler haben bekannt gegeben scheint eh die moderne Form von hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen zu sein. Wir glauben es erst einmal nicht.

Weiter, taktile Impulse sind schon etwas realistischer in ihrer Implementierung, seit es Force Feedback gibt. Aber eine vollkommen neue und andere Welt geht natürlich dann auf, wenn man sich die Nutzung von digitalen Medien für Blinde vorstellt.

Die Ars Electronica hat sich nun dazu entschieden, für 2014 unter anderem ein Projekt zu prämieren, das sich speziell an sehbehinderte Menschen wendet und merklich einfach denkt, um ihnen eine Erfahrung zu bieten, bei der vielleicht der eine oder andere wieso ist da noch keiner eher drauf gekommen sagen könnte. Die für Blinde bekannte Braille-Schrift fungiert hier als Interface und führt durch die Stadt, indem Geocoding Daten ausgelesen werden und dementsprechend erfühlbare Signale auszugeben. Mittels einer Stiftmatrix. Blindmaps ist also ein ertastbares Interface, das zur Navigation dient. Das Gerät ist eine Studie und - noch - nicht marktreif.

Was es zumindest schon einmal zeigt, ist, dass nicht alles auf einem Bildschirm Platz haben kann und muss, das man mittels digitaler Technik realisieren kann. OK, ich gebe zu, die Braille-Matrix kann man auch als eine Art von erfühlbarem Screen sehen. Aber dann wäre es auch denkbar, jedes Rezeptbuch als eine Art von Geruchs- und Geschmacksmagazin zu beschreiben.

Und so weit wollen wir ja mal nicht gehen.