Der Präsident tritt zurück, das Chaos bleibt

Pakistan: Das Aus des Putschpräsidenten

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Präsident Musharraf ist heute zurückgetreten – "endlich", so freut man sich in vielen pakistanischen Städten. Manche Beobachter aus der Hauptstadt sind allerdings zurückhaltender und äußern nur einen lakonischen Erleichterungsseufzer. Was seine persönliche Sicherheit angeht, so hat Musharraf vorgesorgt. Eine von vier Bedingungen, die er für seinen Rücktritt gestellt hat, verlangt, dass die Armed forces - und nicht die Regierung – für seine Sicherheit verantwortlich sind.

Ein Hinweis darauf, dass der Rückhalt des Präsidenten, der durch einen Putsch an die Macht kam, in der Armee zwar nicht mehr groß genug war, um ihn im Amt zu halten (dass niemand aus der Armeeführung öffentlich für ihn eingetreten ist, wird als letztlich entscheidend für den Rücktritt gewertet), dass er dort aber durchaus noch auf Getreue zählen kann. Während er die Regierung offensichtlich nicht als Garant für seine Sicherheit begreift (was auch kein Wunder ist, wenn man beispielsweise bedenkt, dass der Chef einer der beiden Koalitionsparteien, Nawaz Sharif, jemand ist, den Musharraf einmal mit Gewalt aus dem Amt und aus dem Land jagte).

Durch den Rücktritt Musharrafs ist es um die Sicherheit des Landes nicht automatisch besser bestellt. Manche pakistanischen Medien warnen vor allzu großer Euphorie und allzu großen Hoffnungen auf eine Wende zum Besseren. Die beiden Koalitionsparteien sind sich nicht sonderlich grün, sie hatten große Schwierigkeiten, ein Bündnis aufzubauen und sich zwischenzeitlich auch voneinander getrennt; manche spekulieren jetzt, dass der Wegfall des gemeinsamen Gegners die politischen Unterschiede wieder deutlich macht. Dass das Land in den nächsten Wochen politisch vom Machtkampf der beiden Regierungsparteien bestimmt werden könnte – angesichts stetig wachsender Probleme wie massive Inflation, Arbeitslosigkeit, religiös motivierter Extremismus sowie ausufernde Unruhen und Kämpfe in den Grenzgebieten zu Afghanistan. Das harte Durchgreifen von Regierungstruppen im Stammesgebiet bei Bajaur hat angeblich zur Flucht von Hunderttausenden geführt.

Wer die eigentliche Macht in Pakistan hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Es ist nicht ausgeschlossen, das es das Militär ist.