Der Tag des Bankrun

Die Wut auf Banken ist groß, dennoch dürften dem heutigen "Leert die Konten-Aufruf" nur wenige folgen. Ein französischer Europaabgeordneter versucht mit dem Appell "Ich wechsle die Bank" eine Alternative

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Heute ist Bankrun-Revolution (siehe "Räumt Eure Konten leer!"). Die Fans von Cantona sind gespannt, wie viel Koffer voller Geldscheine der Star von seiner Bank abheben wird und die Gegner des Systems sind gespannt, ob genug Bankkunden ihr Konto leerräumen, so dass es zusammenbricht. 3 Millionen Kunden, die ihr Geld an diesem einen Tag von ihrer Bank abziehen würden schon einiges bewegen, so Cantona in dem mittlerweile berühmten Videoaufruf.

Danach sieht es am Vorabend des 7. Dezember ganz und gar nicht aus: 38.500 Zusagen auf der Facebook- Revolutions-Site, ungefähr 30.000 Unentschiedene. Von rund einer halben Million Interessierter stehen die Antworten noch aus. Ob sie sich beteiligen ist ehr unwahrscheinlich. Die französische Zeitung Le Figaro berichtet von weiteren 9.000 Kontoauflösungswilligen.

Doch muss nicht jeder, der mit stopbanque.blogsport.de, so der deutsche Ableger, sympathisiert, den revolutionären Aufruf des französischen Haudegens wörtlich nehmen; irgendwie, soviel verriet die massenhafte Teilnahme an Foren, in denen der Bankrun-Aufruf diskutiert wurde, übt allein die Idee, dass den Banken die Macht der Kunden vorgeführt werde, den allergrößten Reiz aus. Die Wut auf Banken ist groß. Der französische Europaabgeordnete Pascal Canfin setzt darauf eine abgewandelte Form des Protestes und versucht mit seinem Projekt aufmerksamkeitsökonomisch von Cantona und dessen Zuspruch zu profitieren.

"Ich wechsle die Bank", französisch „Je change de banque“ so heisst die Website und das Projekt des grünen Politikers (Europe Ecologie-Les Verts), der sich natürlich mit Cantona prinzipiell einverstanden erklärt, aber einen weniger radikalen Weg vorschlägt: den Wechsel von unethischen, bösen Banken zu ethischen, nützlichen, guten Banken. Möglicherweise trifft Canfin mit der braveren Lösung einen verwundbaren Nerv der Banker sogar eher. Vom Bankrun-Aufruf dürften sie sich wohl kaum beunruhigen lassen.

Canfon setzt auf verantwortungsvollen Konsumenten, die sich eher für Banken entscheiden, „die lokal investieren, beim Finanzkasino nicht mitmachen, nicht in Steuerparadiesen zu finden sind und keine übermäßigen Boni verteilen“. Den Wechsel von einer solchen Bank zu einer besseren sollen Aufgeklärte künftig auf seiner Website öffentlich machen – als Zeichen und klare Botschaft. Wenn genug mitmachen, dann würden es die Banken schon verstehen..Das Ziel des Europaabgeordneten ist ebenfalls utopisch. Zwar spricht er nicht wie Cantona vom Zusammenbruch des Systems, aber davon, dass man die Kontrolle über die Finanzen wiedererlangen könne.