Der halbe Abzug aus dem Irak

Angeblich will Obama bis 2010 die Truppen aus dem Irak abziehen, aber 50.000 weiterhin dort stationieren.

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US-Präsident Obama wird heute seine Irak-Pläne verkünden. Wie Mitarbeiter des Weißen Hauses ankündigten, sollen die Truppen bis August 2010 abgezogen werden, um den Krieg zu beenden. Das sind drei Monate mehr, als Obama bislang gesagt hatte, aber der Abzug von derart vielen Soldaten und vor allem Material ist eine logistische Großleistung, da gleichzeitig die Truppen in Afghanistan um 17.000 aufgestockt werden sollen und entsprechende Infrastruktur dort hingebracht werden muss. Derzeit sind noch etwa 140.000 US-Soldaten im Irak stationiert.

Wie viele Truppen weiter im Irak bleiben werden, um irakische Soldaten auszubilden, Aufständische zu bekämpfen, für Stabilität zu sorgen und die Stützpunkte zu sichern, ist die große Frage. Vermutungen liefen darauf hinaus, dass es zwischen 30.000 und 55.000 sein könnten. Nancy Pelosi, Demokratin und Sprecherin des Repräsentantenhauses, spricht sich für 20.000 aus.

US-Präsident Obama hat gestern offenbar mit einer Gruppe von Kongressabgeordneten darüber gesprochen, dass er 50.000 Soldaten weiter im Irak stationieren will. Pelosi sprach in einem Interview davon, dass sie diese Gerüchte kenne. 50.000 seien zu viel, aber noch habe ja Obama nicht gesprochen und erklärt, zu welchem Zweck so viele Soldaten notwendig wären. Auch einflussreiche demokratische Senatoren wie Harry Reid und Chuck Schumer sind erstaunt.

Dass Präsident Obama nicht alle Soldaten abziehen wird, hat er immer deutlich gemacht, aber die weitere Stationierung von 50.000 wäre nicht nur teuer, schließlich sollte der Truppenabzug auch dazu dienen, das Haushaltsdefizit abzubauen, sondern würde auch zum Ausdruck bringen, dass der Irak keineswegs stabil ist. Das wäre auch durchaus realistisch, selbst wenn damit Wahlkampfversprechen nicht wirklich eingehalten werden, da davon auszugehen ist, dass die Konflikte innerhalb des Iraks, beispielsweise über die Verteilung der Öl-Ressourcen zwischen Schiiten, Kurden und Sunniten, nach dem Abzug eines Großteils des US-Militärs, wieder ausbrechen werden und die nationale Einheit des Landes bedrohen. Ein Auseinanderbrechen des Irak würde die Situation in der Region sicher instabiler machen, ein zwanghaftes, durch Militär unterstütztes Zusammenbinden ist allerdings auch keine zufriedenstellende Aussicht, es sei denn, es werden permanente große Stützpunkte anvisiert, wie dies auch die Bush-Regierung vorhatte...