Die Deutschen und die Drogen

Der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung

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Im Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung wird gewarnt, dass das Problem keine "kleine Randgruppe" betreffe. Auch wenn die Raucherzahlen bei den Jugendlichen von 28 Prozent (2001) auf 18 Prozent (2007) gefallen sind, wofür die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, schon die gerade erst in Kraft getretenen Rauchverbote und die Absenkung der Altersgrenze mitverantwortlich machen will, raucht angeblich ein Drittel aller Erwachsenen. Das sind 16 Millionen, die auch ein politisches Gewicht haben, was die CSU in Bayern schon einmal nervös machte. "Jährlich sterben in Deutschland etwa 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens und etwa 3.300 Menschen durch Passivrauchen", heißt es im Bericht, um damit die Forderung nach weiteren Reduzierungen der Nikotinsucht zu begründen..

Die Deutschen rauchen nicht nur gerne, sie trinken auch ganz anständig, nämlich pro Kopf jährlich 10 Liter reinen Alkohol. 1,3 Millionen Deutsche sollen süchtig sein, 9,5 Millionen stehen an der Schwelle. Und nach dem Bericht sind Kinder und Jugendliche hier besonders anfällig: "Besonders die Konsummuster von Kindern und Jugendlichen im Alter von 12–17 Jahren haben in den letzten Jahren besorgniserregend zugenommen, vor allem das Rauschtrinken („Binge Drinking“). Im Zeitraum von 2000–2006 hat sich die Zahl der wegen akuten Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus eingelieferten Kinder und Jugendlichen im Alter von 10–20 Jahren mehr als verdoppelt." Beweisen tun sich hier besonders die Jungen.

Anders verteilt ist es bei der Medikamentensucht. Ein Großteil der über 1,4-1,5 Millionen Süchtigen sind Frauen. Dagegen ist der Konsum von illegalen Drogen rückläufig. 2006 haben nur noch "2,7 % der 18–59-Jährigen innerhalb des letzten Monats Drogen konsumiert", 2003 waren noch 3,9 %. Ganz vorne steht Cannabis, das nach Ansicht der Behörde abhängig macht: "Insgesamt etwa 600.000 Personen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren missbrauchen Cannabis (380.000) oder sind von Cannabis abhängig (220.000). Damit hat sich die Zahl der Cannabismissbraucher seit 1997 deutlich erhöht."

Die Zahl der Drogentoten ist gestiegen, die der Kosumenten harter Drogen gesunken. 200.000 Menschen sollen Opiate, Kokain, Amphetamine und Halluzinogene konsumieren. Offenbar geht der Trend zum Aufputschen, Speed ist gefragt: "Während die Entwicklungen bei Heroin, Kokain, Ecstasy und Crystal rückläufig waren, ist die Zahl der erstauffälligen Konsumenten von Amphetamin und Crack allerdings angestiegen."

Aber dann gibt es auch noch die "nicht Soff gebundenen Süchte. Hier gibt es ein weites Feld für staatliche Interventionen. Hervorgehoben wird im Bericht die Glücksspielsucht, zu deren Ausmaß es aber keine genauen Zahlen gebe. Betroffen hiervon könnten zwischen 80.000 und mehreren Hunderttausend sein, heißt es. Aber: "Glücksspielsucht ist nur eine von vielen nichtstoffgebundene Süchten bzw. Verhaltenssüchten. Die Online- und Computersucht ist ebenfalls ein wichtiger Bereich, der mehr und mehr an Bedeutung gewinnt und dem sich die Bundesregierung zukünftig verstärkt widmen wird." Ob man das als Drohung verstehen sollte?