Die Leiden der jungen Deutschen in der Arbeitswelt

DGB-Studie: Fast 80 Prozent der jungen Beschäftigten gehen auch zur Arbeit, wenn sie krank sind.

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Mehr Überstunden, nicht selten Wochenendarbeit, trotz Krankheit in die Arbeit - gelegentlich sogar gegen den Rat des Arztes, öfter unter Zuhilfenahme von Medikamenten - sowie häufige Klagen über Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung sind hervorstechende Kennzeichen der "Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten". Und nein, die Rede ist nicht von Angestellten eines großen französischen Telekommunikationskonzerns (siehe Leiden an der Arbeit), sondern von jungen Deutschen unter 30, die hierzulande in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis stehen.

Der DGB hat jetzt aus einer Untersuchung im Rahmen seines Index "Gute Arbeit 2009" eine Sonderauswertung veröffentlicht, die sich mit den Arbeitsbedingungen von "jungen Beschäftigten" auseinandersetzt. Als Grundlage dienen Daten, die aus der diesjährigen Befragung von 7. 930 Beschäftigte aller Altersgruppen stammen, herangezogen wurden die Daten der Bis-Dreißig-Jährigen, 11 Prozent der Grundgesamtheit, insgesamt 882 Personen.

Die Ergebnisse dürften in der Gesamtschau nicht überraschen, im Einzelnen sind sie aber doch bemerkenswert. Wenn etwa die Verfasser von einer grundlegenden Unterscheidung zwischen Arbeitsbedingungen, die als "gut" oder "schlecht" bewertet werden (vgl. zum Index "gute Arbeit" die Seiten 30ff des PDF-Dokuments), ausgehen und darauf verweisen, dass das "Leiden an der Arbeit" samt damit einhergehender Beschwerden bei jenen, die "schlechter Arbeit" nachgehen, größer ist, so lässt das kaum aufhorchen. Die jeweiligen Prozentzahlen legen allerdings Unterschiede offen, die sich nicht so schnell vom Tisch wischen lassen. Wenn zum Beispiel 45 % derjenigen mit "schlechter Arbeit" von Schlafstörungen berichten, demgegenüber aber nur 5% derjenigen mit guter Arbeit. Oder wenn 62 Prozent der jungen Beschäftigten mit schlechter Arbeitsqualität "mindestens zweimal im Jahr" trotz Krankheit ihrer Arbeit nachgegangen sind, während es bei denjenigen mit guter Arbeit nur 22 Prozent waren.

Insgesamt zeigt sich hier ein Trend, der in den letzten Jahren öfter geäußert wurde: Der Krankenstand von Beschäftigten sinkt, was laut DGB nicht auf einen besseren Gesundheitszustand zurückzuführen ist. Hauptsächlicher Motivator ist die Angst um den prekären Arbeitsplatz, den man auf keinen Fall verlieren will.

Der dazugehörige Stress zeigt sich in Zahlen: 60% der Befragten geben an, mindestens zweimal im Monat unter "Schmerzen im unteren Rücken, Nacken, Schultern" zu leiden; 58% klagen für den selben Zeitraum über "allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit und Erschöpfung" und 52% Kopfschmerzen, 32% klagen über Niedergeschlagenheit. Druck und hohe Anforderungen spiegeln sich aber auch in manchen Aussagen über die Zukunft wieder: So glaubt nicht einmal die Hälfte (48%) der jungen Beschäftigten, "dass sie unter den gegebenen Anforderungen ihre jetzige Tätigkeit auch bis zum Rentenalter ausüben können, 34 Prozent gehen davon aus, dass dies nicht möglich ist".