Die ultimative Klimakatastrophe

Globale Erwärmung bedroht die edelste Kaffeesorte

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Das wird auch den letzten Hedonisten nicht kalt lassen: Ein Team äthiopischer und britischer Wissenschaftler hat herausgefunden, dass wilde Kaffeesträucher der Sorte Arabica vom Aussterben bedroht sind, sollte der Klimawandel im bisherigen Tempo voranschreiten.

Die Plantagenwirtschaft wäre davon zwar nicht unmittelbar, wohl aber langfristig betroffen. Die kommerziell angebauten Arabica-Variationen haben nur eine geringe genetische Spannbreite. Ohne die Möglichkeit, immer wieder wilde Pflanzen aus dem Herkunftsgebiet dieser Hochlandpflanze in Äthiopien einzukreuzen, werden sie kaum auf Dauer vor Krankheiten und ähnlichem zu schützen sein.

"The largest and most diverse populations of indigenous (wild) Arabica occur in the highlands of south-western Ethiopia, but the native range includes satellite population in south-eastern South Sudan (Boma Plateau) and northern Kenya (Mt Marsabit), at altitudes between 950 and 1950 m, although 1200 m is the most frequent lower altitude limit. By comparison, the indigenous distribution of robusta coffee includes much of tropical Africa, from Guinea to western Tanzania, at altitudes of 50–1500 m."

Davis AP, Gole TW, Baena S, Moat J (2012)

Arabica hat im Unterschied zu Robusta eine wesentlich geringere Toleranz gegenüber dauerhaft hohen Temperaturen, daher werden ihre Hochlandhabitate durch die globale Erwärmung schrumpfen. Die Wissenschaftler haben für ihre Studie für drei verschiedene Standartszenarien untersucht, wie schnell und wie weitgehend das der Fall sein wird.

Von den bisher existierenden Gebieten, an denen der wilde Arabica wachsen kann, werden demnach im günstigsten Fall bis 2080 65 Prozent verschwinden und im ungünstigsten 100 Prozent. Wenn man davon ausgeht, dass sich die günstigen Zonen natürlich verschieben, dann sehen die Modellergebnisse nicht ganz so schlimm, aber immer noch deprimierend genug aus: Im günstigsten Fall wird die Fläche, die für wilden Arabica klimatisch geeignet ist, bis 2080 um 38 Prozent zurückgehen, im ungünstigsten Fall um 90 Prozent.

Das günstigste der drei von den Autoren verwendeten Standardszenarien beschreibt die Entwicklung der Treibhausgasemissionen zum einen in einer Welt sehr gemäßigter ökonomischer Entwicklung mit wenig globaler Integration und einer gewissen Betonung von Umweltschutz, aber ohne gezielte Klimaschutzmaßnahmen. Dem steht als anderes Extrem ein Szenario gegenüber, in dem die Weltwirtschaft sehr schnell wächst und die technologische Entwicklung rasch voranschreitet. Die Energieversorgung basiert allerdings nur zum Teil auf fossilen, CO2-intensiven Rohstoffen. Damit stellt auch das "schlimmste" von den Autoren berücksichtigte Emissions-Szenario nicht den Worst-case dar (eine Kurzbeschreibung der Szenarien findet sich hier).

Für Äthiopien sind übrigens mit der Zukunft des Kaffees auch ganz handfeste ökonomische Interessen verbunden. Derzeit stammt ein Drittel seiner Exporteinnahmen aus dem Kaffeegeschäft, schreiben die Autoren. Ihre Arbeit dient daher unter anderem auch der Identifizierung von besonders gefährdeten Habitaten, die genauer untersucht und überwacht werden sollen.