Dieselschwaden im Offshore-Windpark

Heute wurde der Nordsee-Windpark Riffgat eröffnet, der Strom fließt allerdings noch in die falsche Richtung

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Eigentlich sollte heute, mit sieben Monaten Verspätung, der Nordsee Offshore-Windpark Riffgat ans Netz gehen. Die 30 Windkraftanlagen, 15 Kilometer nordwestlich von Borkum, warten schon seit Juli 2013 auf ihren Einsatz. Doch die für letzten Sommer geplante Eröffnung musste verschoben, weil das Seekabel für die Netzanbindung nicht rechtzeitig fertiggeworden war.

Als Grund wurde angegeben, dass bei den Kabelarbeiten 30 Tonnen Weltkriegsmunition entdeckt worden waren – soll heißen, "höhere Gewalt" sei im Spiel gewesen. Seitdem streiten sich Netzbetreiber Tennet und der Windparkbauer EWE darüber, wer die Verantwortung für diese Verzögerung trägt. Die Mehrkosten gab eine Tennet-Sprecherin am Dienstag mit rund 100 Mio. Euro an, sie würden nun auf die Stromverbraucher umgelegt werden. Eine bequeme Lösung für beide Geschäftspartner die Kosten so auf die Allgemeinheit abzuwälzen.

Doch auch nach dem heutigen zweiten Eröffnungstermin kann es noch nicht losgehen. Der NDR meldete, dass es seit heute zwar eine Kabelverbindung gebe, der Strom aber "in die falsche Richtung fließt", nämlich vom Festland zum Windpark. Denn nach der siebenmonatigen Zwangspause sind es jetzt die Windräder, die noch nicht wieder bereit für ihren Einsatz sind. Ab Donnerstag sollen Techniker die Windräder einzeln in Betrieb nehmen.

Immerhin konnten mit der Netzanbindung heute erst einmal die Dieselgeneratoren abgeschaltet werden, die den Windpark in den letzten Monaten mit Strom versorgt hatten. Nötig war das u.a., um die Umspannstationen zu kühlen, außerdem mussten die mechanischen Teile der Windräder bewegt werden, damit sie in der aggressiven Seeluft keinen Rost ansetzen. Den Dieselverbrauch für diesen Standby-Wartungsbetrieb gab Energieversorger EWE mit 22.000 Liter Diesel pro Monat an.

Die Bauzeit war allerdings auch sehr knapp bemessen. Die Bauarbeiten hatten erst im Mai 2012 begonnen. Den gesamten Windpark mit 50 km Seekabel in der Zeit bauen zu wollen, war wahrscheinlich zu sportlich kalkuliert. Immerhin hat der Windpark eine Ausdehnung von sechs Quadratkilometern. Jedes der 30 Windräder steht etwa 20 Meter tief im Wasser auf einzelnen Stahlrohren, die 40 Meter tief in den Meeresboden gerammt wurden. Über dem Wasserspiegel ragen die Windräder bis zu 90 Meter über den Wasserspiegel. Die Rotoren haben einen Durchmesser von 120 Metern. Der Windpark wird nach vollständiger Inbetriebnahme 108 MW Nennleistung haben und pro Jahr 474 GWh Strom liefern.

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Lage des Offshore-Windpark Riffgat vor Borkum