Durch die rosarote Brille

Während die Google Apps for Glass Explorer Edition 2020 ihr Lichtlein auspustet, bleibt der Bedarf an virtuellen Boyfriends für ledige chinesische Frauen unvermindert hoch. Da muss doch was zu machen sein

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Man schreckt bei manchen Meldungen schon ein wenig hoch und denkt sich noch "um Himmels Willen, das hatte ich ja ganz vergessen". So zum Beispiel bei der Information, dass die Google Apps for Glass Explorer Edition 2020 noch ein letztes Mal upgedatet wird und dann ganz verschwinden soll. Ja, richtig, die grosse Hoffnung aller Google Nerds und Fans von portabler IT-Verblödung macht nun langsam, aber sicher dicht.

Ab Februar 2020, wenn dann das letzte Update der Brillensoftware herunterladbar ist, werdet Ihr merken, dass man Google Glass nicht essen kann. Oder um es nicht mit Seattle Worten zu sagen: Microsoft hat es auch nicht so richtig hingekriegt, Magic Leap kriegt seinen Umsatz erst recht nicht hoch, also gewöhnt Euch daran, dass Brillen nicht der wirkliche Heuler sind. Das bringt (noch?) nix. Das muss noch werden.

Und das liegt vielleicht auch daran, dass die wirklich coolen Brillen einfach nicht auf dem Markt zu haben sind. So wie die Spectacles mit Design von Gucci, die es wirklich nur in einer sehr limitierten Auflage gab. Was soll man da machen, wenn es einfach keinen Coolness-Faktor auf der Nase gibt. Also, was man machen könnte, wäre natürlich genau das: Die VR- oder Fotobrille bitte so klug und schön gestalten, dass sie einfach ein Modeassecoire werden MUSS. Bisher ist ja neben den Laufstegen immer nur ein verlegenes Hüsteln zu hören gewesen, sobald die Brillen aus dem Hause Alphabet, Microsoft, Magic Leap oder Facebook im Catwalk den Gang heruntergehoppelt sind.

So wird das nix.

Dabei ist klar ein Markt für diese Gadgets da. Wenn auch ein noch versteckter. Es gibt da den merkwürdigen Trend aus China, dass unverheiratete, junge Frauen sich virtuelle Hausfreunde halten, die sie per Textmessage beplaudern. Meine Herren Entwickler, da hören wir doch mehrere Nachrichten raus. Zum einen gibt es da ein Heiratsproblem in der Volksrepublik, aber das wollen wir jetzt einmal außen vor lassen. Zum anderen könnte der Bedarf an virtuellen Männern, die man vielleicht auch sehen könnte, durchaus ziemlich hoch sein. Aber bisher ist der Markt dafür noch nicht angegangen. Nicht weil man solche Männer nicht bauen könnte. Nein, schließlich gibt es ja auch angeblich redende Männer in den Textservices, das ist eigentlich auch nicht so realistisch.

Vielmehr fehlt es an den richtigen Brillen, damit sich chinesische Frauen hier trauen und sich die Kerle ein wenig genauer anschauen. Denn KEINE, ich wiederhole, KEINE Frau – egal wo auf welchem Teil des Erdenrunds – wird sich diese klobigen Brillen der obengenannten oder das furchtbare Glasteil von Google frei nach dem Motto "Ich sehe aus wie vom Zahnarzt, aber ich sehe noch schlimmer aus" anziehen.

Alleine die Vorstellung, der virtuelle Angebetete könnte sie mit dieser doofen Brille angeschnallt sehen, ist vollkommen undenkbar. Das klingt zwar bescheuert und unrealistisch, aber unrealistisch ist die Existenz eines digitalen Partners auch. Also bitte nehme man das ernst, Mensch.

Eben.