Ein Tunnel zwischen Westbank und Gaza ist keine Lösung

Im israelischen Wahlkampf bemüht sich Verteidigungsminister Barack um eine Alternative zum Krieg, die aber das Dilemma eher aufzeigt als löst.

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Während der Waffenstillstand schon kurz nach dem Beginn wieder gebrochen wurde und direkte Verhandlungen zwischen Hamas und Israel kaum möglich erscheinen, zumal nicht einmal Fatah und Hamas eine gemeinsame Position finden können, hat der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak einen Vorschlag gemacht, der das ganze Elend im Nahen Osten eher demonstriert, als eine Lösung anbietet.

Die Zukunft eines palästinensischen Staates ist nicht nur wegen der vielen jüdischen Siedlungen im Westjordanland, der Sicherheitsmauer und der Frage, wie es mit Jersusalem steht, höchst kritisch. Dazu kommt auch, dass die Fragmentierung durch die beiden Teile Westjordanland und Gaza-Streifen verstärkt wird, zwischen denen nur durch Israel ein Verkehr möglich wäre. Der Gaza-Streifen ist derzeit zudem eine Art Gefängnis, weswegen nicht nur Waffen, sondern auch Lebensmittel und andere Güter durch die Tunnels aus Ägypten transportiert werden die Israel am liebsten schließen würde und durch Bombardierungen zu zerstören sucht.

Während in Israel die Töne vor der Wahl immer schriller werden und immer mehr auf Gewalt und Durchsetzung setzen, versucht Verteidigungsminister Barack von der Arbeiterpartei immerhin einmal, Lösungen zu entwickeln, nachdem der Krieg eher den Betonköpfen und Falken genutzt hat. Er schlägt vor, einen Tunnel zwischen dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen zu bauen. Damit würden die beiden Regionen zusammenhängen, ohne Israel zu gefährden. Barack, der als Kandidat für den Ministerpräsidenten antritt, erklärt, er trete für die Zwei-Staaten-Lösung ein und würde, um die Einheit des palästinensischen Staates zu ermöglichen, eben einen Tunnel befürworten.

Um die 3 Millionen Palästinenser im Westjordanland mit den 1,5 Millionen in Gaza zu verbinden, müsste ein Tunnel von mehr als 45 Kilometern unter israelischem Territorium gebuddelt werden. Barack schätzt, das würde zwei bis drei Milliarden Dollar kosten. Zahlen würde das sicherlich nicht Israel, sondern die Weltgemeinschaft. Die Palästinenser haben das Geld nicht. Was aber würde ein solcher Tunnel lösen, der vermutlich viel teurer werden würde? Sicher nicht die Fragmentierung des Westjordanlands durch die jüdischen Siedlungen. Und sicher auch nicht den Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser. Würde man eine für alle Seiten akzeptable Zwei-Staaten-Lösung finden, wäre der Tunnel überflüssig. Dann wäre auch Israel geholfen, wenn der Verkehr zwischen Westjordanland und Gaza über Israel laifen würde. Das und nicht die Versenkung der Probleme müsste politisch angestrebt werden.