Ein bisschen Fortnite braucht die Welt

Endlich, jetzt ist es raus. Fortnite ist gar kein Ballerspiel. Alles andere hätte mir ja auch wirklich Sorge gemacht

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Es hat schon ein bisschen gedauert, und dann fiel endlich das Statement, auf das wir alle doch ein wenig gewartet haben, oder? Tim Sweeney kennt jetzt vielleicht nicht jeder, aber er ist dafür verantwortlich, dass gleichzeitig bis zu 8 Millionen Spieler auf einer Insel landen, mit einer Spitzhacke alles kurz und klein schlagen, um dann aufeinander zu treffen und sich neben dem Bau von Türmen so lange die Rübe wegzuballern, bis schließlich keiner mehr auf der Insel übrig ist außer dem Gewinner.

Fortnite eben.

Aber Tim Sweeney will mehr, der CEO der Firma, die das Spiel auf den Markt gebracht hat, will aus dem kleinen Ballermann großes Kino werden lassen. Epic Games arbeitet an der Idee, den Creative Mode auszuweiten und eine ganze Welt neben dem heutigen Spiel zu erschaffen. Ein ganzes Metaversum, also wieder einmal eine Replik von Stephensons "Snow Crash", soll entstehen. Ein ganze virtuelle Welt für alle.

Genau, das muss man sich dann so vorstellen: Morgens geht der Spieler A in eine Bäckerei, schlägt erst einmal mit seiner Spitzhacke ein halbes Dutzend Brötchen von der Auslage, bevor er damit in sein virtuelles Büro fährt, wo schon alle ihren Dance aufführen und dann nach einem gemeinsamen Chill mit den virtuellen Brötchen per Spitzhacke die Schicht einfahren. Nicht ohne dann abends in der Spitzhackenhalle ein Runde Spitzhackensquash zu spielen und sich gehörig ein Hacker Pschorr hinter die virtuelle Binde zu kippen.

Oder so.

Also eine ganz eigene Welt, die für alle anderen dann vielleicht ein wenig krude aussehen mag. Aber hey, so ganz einsichtig ist ein verkaufsoffener Samstag in Landshut für einen Menschen aus Schwaben vielleicht auch nicht. Wir gehen jetzt einfach einmal davon aus, dass sich die Herren von Epic Games etwas dabei denken, das mehr in Richtung Weltfrieden geht als eine oder zwei Runde Fortnite.

Das Spiel heute lässt einem nicht wirklich Lust auf eine virtuelle Welt aufkommen. Eine immer bedrohlicher auf einen zukommende radioaktive Wolke treibt alle in die Mitte der Insel, die inzwischen auch aus Schneewehen direkt neben einem Vulkan besteht. Und wenn dann alle aufeinandertreffen, geht es zu wie mit der AfD im Bundestag. Ein einziges sinnloses Hin- und Hergeballere. Nein, meine Welt ist das nicht.

Vielleicht brauche ich Epic Games dazu auch gar nicht, sobald die AR Navigation von Google aus der Betaphase kommt und für alle zugänglich ist. Da wird mir dann die Welt als Navigationsfläche gezeigt, und da laufe ich dann entlang. Und zwar da, wo nicht jeder Dritte, der mir entgegen kommt, auf mich einballern will. Das ist dann vielleicht ein wenig langweiliger, als es Fortnite verspricht. Aber für einen verkaufsoffenen Samstag in Landshut wird es allemal langen.