Eitel Sonnenschein

Globale Photovoltaikindustrie ist für 2011 und darüber hinaus guter Dinge

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Die Stimmung in der Photovoltaik-Branche schein trotzt der vermehrten Angriffe auf die erneuerbaren Energieträger in Deutschland, dem 2010 mit Abstand wichtigsten Abnehmer von Solarmodulen, und dem drastischen Subventionsabbau in Spanien optimistisch zu sein. Das legt zumindest ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters nahe, die sich bei den beteiligten Firmen und Bankfachleuten umgehört hat.

Demnach gehen die meisten Beteiligten davon aus, dass neue Märkte den erwarteten Nachfragerückgang auffangen werden. Vor allem den USA traut man kurzfristig dieses Potenzial zu. Die jüngsten Ankündigungen Barack Obamas haben offenbar Hoffnungen genährt, und viele Beobachter erwarten, dass der Sonnenstaat Kalifornien demnächst die dortigen Energieversorger verpflichten wird, ein Drittel ihres Stroms mithilfe erneuerbarer Energieträger zu erzeugen.

Eine jüngst veröffentlichte Studie der Europäischen Vereinigung der Photovoltaikindustrie gibt ebenfalls einen optimistischen Ausblick. In einer begleitenden Presseerklärung heißt es, dass der Weltmarkt für Solaranlagen von 35 bis 40 Milliarden Euro 2010 auf 70 Milliarden Euro 2015 wachsen könnte. 2020 könnte Solarstrom bereits 12 Prozent zur Versorgung der EU beitragen. In den nächsten Jahren werde er in vielen EU-Ländern das Preisniveau der Endverbraucher Tarife erreichen.

Die installierte Leistung, so heißt es weiter, könne von derzeit weltweit 36 Gigawatt (GW) auf 180 GW in 2015 und bis zu 350 GW in 2020 wachsen. Dadurch könnten dann jährlich 1,4 Milliarden Tonnen CO2 vermieden werden.

Bedenkt man, dass China zwar inzwischen der wichtigste Hersteller von Solaranlagen ist, aber selbst bisher kaum installiert, dann scheinen die Wachstumserwartungen nicht ganz unrealistisch. Denn wenn die Volksrepublik erst einmal einsteigt, dann wird sie mit Sicherheit binnen weniger Jahre zum weltweit größten Markt werden, ganz so, wie es bei der Windenergie inzwischen der Fall ist.

Doch derzeit wartet man noch ab, wie sich die Veränderungen in der europäischen Förderungspolitik auswirken. Mehrere größere Projekte werden im Augenblick nur auf Sparflamme verfolgt, nach dem es noch Anfang 2010 so ausgesehen hatte, als wolle die Volksrepublik nun mit Schwung in den PV-Ausbau einsteigen. Vermutlich werden wir darauf noch ein Jahr warten müssen.

Mag sein, dass die chinesische Führung auch noch auf einen weiteren Preisrückgang wartet. Der wird jedoch kommen, da sind sich die Studienautoren sicher. Seit 2005 seien die Preise bereits um 40 Prozent zurückgegangen, und bis 2015 rechnen die Autoren mit einer weiteren Verbilligung um 40 Prozent gemessen am heutigen Niveau. In den letzten Monaten gingen die Preise allerdings weniger als in der Industrie zunächst erwartet zurück, denn die von vielen befürchtete Überproduktion aufgrund schnell wachsender Kapazitäten einerseits und zurückgehender Subventionen andererseits bleibt bisher aus. Der erwähnte Reuters-Bericht spricht von vollen Auftragsbüchern.

Auch als Jobmaschine könne die PV-Industrie dienen, heißt es indessen in der Studie, die der Interessenverband gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace erstellen ließ. Derzeit würden Anlagenhersteller und Installateure in Europa 300.000 Menschen beschäftigen. Bis 2015 könne sich die Zahl der Arbeitsplätze verdoppeln, und in weiteren fünf Jahren auf 1,6 Millionen anwachsen, wenn die politische Unterstützung nicht nachlasse.

Doch das ist inzwischen in Deutschland die große Frage, weil Solar- und Windenergie zunehmend den mit Uran und Kohle betriebenen Kraftwerken der großen Konzerne Konkurrenz machen. Da entdecken schon mal Politiker, die kein Problem mit mehreren hundert Milliarden Euro Subventionen für Atomtechnik und Steinkohleabbau haben, ihr Herz für den freien Markt und ihre Liebe zum billigen Strom.