Erste Kommune macht Solar zur Pflicht

Als erste deutsche Stadt sollen in Marburg Hauseigentümer zum Bau von Solaranlagen verpflichtet werden.

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Als erste deutsche Stadt macht Marburg Hauseigentümern den Bau von Solaranlagen flächendeckend zur Pflicht. Bei Neu- und Anbauten, sowie bei Dachsanierungen sollen sie künftig Sonnenkollektoren oder Photovoltaikanlagen installieren. Bürgermeister Franz Kahle "Kein Süddach soll bei einer Renovierung oder Umbau ungenutzt liegen bleiben. Unser Ziel ist, in erster Linie auf Solarthermie hinzuweisen, aber wenn sich jemand für Photovoltaik entscheidet, werden wir nichts dagegen machen". Wenn Solaranlagen technisch nicht sinnvoll sind oder dem Denkmalschutz zuwiderlaufen, sieht der Satzungsentwurf alternativ die Nutzung von Fern- oder Nahwärme oder den Einsatz von Heizungsanlagen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden vor.

Die Größe der Marburger Solaranlagen soll sich nach der Geschossfläche der Gebäude richten. Je 20 qm Geschossfläche muss ein Quadratmeter an Kollektoren oder Modulen installiert werden. Als Mindestgröße werden bei Solarkollektoren (zur Wärmegewinnung) mindestens vier Quadratmeter gefordert. Photovoltaikanlagen (zur Stromgewinnung) sollen mindestens ein Kilowatt leisten, was in der Praxis einer Modulfläche von durchschnittlich sieben Quadratmetern entspricht. Als Sanktionsmaßnahme wird mit einem Bußgeld bis zu 15.000 Euro gedroht. Die Solarsatzung soll im Mai verabschiedet werden, im Juni könnte sie dann in Kraft treten. Politische Hindernisse sind nicht zu erwarten, da die Marburger Stadtverordnetenversammlung von einer rot-grünen Koalition dominiert wird.

Im Süden der Republik scheint die Pro-Solar-Einstellung parteiübergreifend konsensfähig zu sein. Bereits letztes Jahr hatte sich Baden-Württemberg als Vorreiter in Sachen Solarthermie präsentiert und als erstes deutsches Bundesland ein Wärmegesetz eingeführt, das demnächst startet. Vom 1. April 2008 an muss in Neubauten ein Fünftel der Wärmeenergie aus erneuerbaren Rohstoffen stammen. Bei Heizung und Warmwasserbereitung in Wohngebäuden soll damit künftig die Nutzung erneuerbarer Energien landesweit zum Standard werden.