Erstmals Mehrheit der Amerikaner für Legalisierung von Marihuana

50 Prozent unterstützen eine Freigabe, 46 Prozent sind dagegen

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1969 stellte das Meinungsforschungsinstitut Gallup volljährigen US-Amerikanern erstmals die Frage, was sie von einer Legalisierung von Marihuana halten. Damals waren lediglich 12 Prozent dafür, aber 84 Prozent dagegen. Bis 1977 sank die Zahl der Verbotsbefürworter auf 66 Prozent und die der Gegner erreichte 28 Prozent. In den Jahren darauf drehte sich der Trend um, bis er 1985 ein Verhältnis von 73 Prozent Prohibitionisten zu 23 Prozent Legalisierern erreichte, das sich bis 1996 hielt. Seitdem geht die Zahl derjenigen, die für ein Verbot eintreten, ziemlich stetig zurück und die der Gegner solch einer Maßnahme nimmt in etwa gleichem Ausmaß zu. Im Oktober erreichten letztere mit 50 zu 46 Prozent erstmals eine Mehrheit.

Befragte zwischen 18 und 29 Jahren befürworten eine Legalisierung von Marihuana zu 62 Prozent. In der Gruppe von 30 bis 49 treten 56 Prozent für eine Freigabe ein, in der von 50 bis 64 sind es 49 und in der über 65 Jahren nur 31. Ebenfalls durchschnittlich weniger für eine Freigabe sind Republikaner (35 Prozent), Südstaatler (44 Prozent) und Frauen (46 Prozent). In dieser Gruppe hängt die geringere Befürworterquote auch damit zusammen, dass Frauen älter werden als Männer. Geografisch aufgegliedert finden sich die meisten Anhänger einer Aufhebung des Verbots im Westen (55 Prozent) und im mittleren Westen (54 Prozent); die Ostküste ist zu 51 Prozent dafür.

Hält der Trend an – so schlussfolgert man bei Gallup – dann dürfte sich ein Druck aufbauen, "die Gesetze des Landes mit den Wünschen des Volkes in Übereinkunft zu bringen". So wie es derzeit aussieht, könnte diese Anpassung eher über Volksabstimmungen als durch eine der beiden großen Parteien geschehen: In zahlreichen Bundesstaaten setzte man so bereits den medizinischen Einsatz von Cannabis durch und in Kalifornien scheiterte im letzten Jahr eine Initiative für eine relativ weitgehende Freigabe und Besteuerung des Marihuanahandels relativ knapp mit 45 zu 55 Prozent der Wählerstimmen. Die Initiatoren dieses Marihuana-Volksentscheids kündigten jedoch an, es 2012 wieder versuchen zu wollen, wenn die gleichzeitig stattfindene Präsidentschaftswahl und eine voraussichtlich höhere Wahlbeteiligung für einen größeren Anteil jüngerer Wähler sorgt.