Etwas Empirie schadet nicht

Windräder beinträchtigen die Flugsicherheit doch nicht - die 15-Kilometer-Abstandsregel kann fallen

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Pauschal war vor vier Jahren die Abstandsregel eingeführt worden, wonach Windkraftanlagen zu Funkfeuern der Flugsicherheit einen Abstand von 15 km einhalten müssen. Das bewirkte ein Bauverbot für Hunderte von Windrädern. Allerdings ohne jeden Nachweis, dass diese Abstandsregelung aus technischer Sicht überhaupt notwendig ist.

Eine Umfrage des Bundesverbands Windenergie (BWE) hatte 2013 ergeben, dass rund 600 geplante Windräder wegen der 15-km-Regelung keine Genehmigung erhalten konnten. Schon Anfang des Jahres hatte aber das Verwaltungsgericht Oldenburg den neuen, willkürlich gezogenen Radius verworfen und entschieden, dass die neue pauschale Regelung um das Funkfeuer Bremen keinen Bestand hat.

Denn auffällig war, dass Windräder, die noch nach der alten Abstandsregel gebaut worden waren und nur einen Abstand von 3 km einhalten mussten, keineswegs einen schlechteren Empfang oder irgendwelche Störsignale auf den Radarschirmen der Flugsicherheit verursachten. Die neue Regelung war also anscheinend rein willkürlich festgelegt worden.

Wie die Süddeutsche berichtet, setzte der Streit um das Repowering (also den Ersatz von alten Windrädern durch Neue) beim Drehfunkfeuer Michaelsdorf bei Fehmarn nun endlich eine emprische Überprüfung der Abstandregelung in Gang. Die zuständige Bundesbehörde wollte keine Genehmigung erteilen, die Kieler Landesregierung ließ daraufhin durch Flight Calibration Services mit Hilfe von Testflugzeugen nachmessen.

Die Messergebnisse rehabilitieren nun die Windräder: Die stärksten Störungen wurden nämlich, wie sich herausstellte, nicht durch Windräder, sondern durch Gebäude in der direkten Umgebung verursacht. Es gibt deshalb keine Bedenken, dass durch weitere Windräder ein messbares Störpotenzial hinzukommt. Das heißt, dass jetzt zumindest für das Repowering wieder die alte Abstandregel gelten könnte - und dass aus technischer Sicht auch nichts gegen neue Windräder in der Nähe von Funkfeuern spricht.