Evo Morales fordert Abschaffung des Zölibats

In dem Gespräch mit Papst Benedikt plädierte der bolivianische Präsident auch für die Zulassung von Frauen als Priesterinnen

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Papst Benedikt hat gestern Evo Morales, den Präsidenten Boliviens getroffen. Radio Vatikan meldet ziemlich knapp und wohl auch reserviert: "Das Gespräch von Papst und Präsident dauerte ca. 25 Minuten und verlief in herzlicher Atmosphäre. Thema war u.a. der Umweltschutz, und was die Kirche in Bolivien im Schul- und Gesundheitswesen leistet. Der linke Politiker Morales, der keine Krawatte, sondern eine Jacke im Anden-Stil trug, überreichte dem Papst zwei Holzstatuen von Andenbauern."

Der linke Präsident hat mit dem Papst, der mit den Missbrauchsskandalen in seiner Kirche kämpft, aber nichts verändern will, freilich nicht nur über den Umweltschutz gesprochen. Dass Ratzinger mit Linken, gerade auch in Lateinamerika, seine Schwierigkeiten hat, ist bekannt. Die Befreiungstheologie bekämpfte er, die biblische Botschaft dürfe man nicht als politisches Programm missverstehen, erklärte er.

Morales schlug dem Papst etwa vor, den Zölibat abzuschaffen und Frauen als Priesterinnen zuzulassen, um die Kirche und den Glauben zu stärken, so berichtet die bolivianische Nachrichtenagentur ABI. Die Kirche müsse demokratisiert und humanisiert werden. Zudem äußerte er Kritik an einigen Kirchenvertretern, die nicht auf der Seite des Volkes stünden. Ob Ratzinger, der am Zölibat und an der Männermacht festhalten will, darauf reagiert hat, verschweigt man lieber auch in Bolivien.