Exxon und Rosneft wollen mit der Ausbeutung der arktischen Öl- und Gasressourcen beginnen

Die beiden Konzerne haben einen auch politisch bedeutsamen Deal über die gemeinsame Erschließung von Ölfeldern in der Arktis, im Schwarzen Meer und in den USA geschlossen

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Zwei der verbliebenen Supermächte haben sich verbunden, um die noch unerschlossenen Bodenschätze der Arktis auszubeuten, nachdem die Klimaerwärmung für die entsprechenden Möglichkeiten gesorgt hat. In Großbritannien ist man konsterniert, nicht zum Zug gekommen zu sein, da BP außen vor geblieben ist. Schon im Juni waren die Gespräche mit dem britischen Konzern eingestellt worden. Nun haben ExxonMobile und Rosneft ein strategisches Abkommen geschlossen. Beide Konzerne kooperieren bereits seit 1996 beim Ölfeld Sachalin 1, wo vor der Insel Sachalin im Nordosten Russlands Ölfelder bis in einer Tiefe von bis zu 12.000 Metern ausgebeutet werden - mit erheblichen Folgen für die Umwelt und die Ureinwohner.

In einer Vereinbarung mit einem Volumen von 3,2 Milliarden US-Dollar haben ExxonMobile und der staatliche Ölkonzern Rosneft im Beisein des russischen Regierungschefs Putin beschlossen, neben im Schwarzen Meer auch die in der arktischen Karasee in Westsibirien auszubeuten. Die Vorkommen gehören angeblich zu den vielversprechendsten weltweit, so Exxon. Der US-Konzern hält einen Anteil von 33 Prozent an dem Joint Venture für die Suche nach Öl und Gas in russischen Gebieten halten. In Petersburg wollen die beiden Konzerne ein gemeinsames Arctic Research and Design Center for Offshore Developments einrichten. Auf der anderen Seite wird sich Rosneft in den USA, etwa im Golf von Mexiko und in Texas, engagieren, aber auch bei Projekten von Exxon in anderen Ländern.

Russland hatte bereits mit einer spektakulären Aktion den Anspruch auf das Öl in der Arktis, als 2007 während einer Erkundung der "Grenzen des russischen Festlandsockels" zwei U-Boote in einer Tiefe von 4.200 Meter eine russische Fahne aus Titan aufstellten ( Kalter Krieg um den Nordpol). Unter dem auftauenden arktischen Eis werden riesige Öl- und Gasressourcen vermutet, um deren Ausbeutung die Anrainerstaaten Kanada, Dänemark, die USA und Russland konkurrieren ( Das Ende der Ruhe am Nordpol). Immerhin schätzt das US Geological Survey (USGS), dass es bis zu 90 Milliarden Barrel Öl in der Arktis gäbe, das wären mehr als 20 Prozent des gesamten Vorkommens auf der Erde.

Nach Angaben von Rosneft umfasst das Abkommen im Festlandschelf der Arktis über das Ölfeld Ost-Prinovozemelskiy zwischen der Jamal-Halbinsel und der Insel Nowaja Semlja eine Fläche von 126.000 Quadratkilometer. Die Wassertiefe reicht hier von 40-350 Meter, noch ist das Meer bis zu 300 Tage mit Eis bedeckt. Rosneft merkt an, dass die Umwelt hier hoch sensibel sei. An die 35 Milliarden Barrel an Erdöl und bis zu 10 Billionen Kubikmeter Gas soll es hier geben.

Mit dem russisch-amerikanischen Deal preschen nun die einst gegnerischen Supermächte vor. Da Rosneft nicht über die technischen Möglichkeiten der Tiefseebohrung verfügt, aber über den Zugang zu riesigen Ressourcen verfügt, ist das strategische Abkommen mit dem finanzstarken Konzern Exxon, der eben diese technischen Möglichkeiten besitzt, ein geschäftlich vielversprechendes Abkommen für die beiden Konzerne und für die USA und Russland. Immerhin wird von Investitionen bis 500 Milliarden US-Dollar gesprochen. Bei Tiefseebohrungen in der ökologisch empfindlichen Arktis sind Umweltschäden durch Unfälle oder Lecks zu erwarten. Zudem zeigt das Projekt, dass wir weiterhin tief im Zeitalter der fossilen Energie stecken, während das der erneuerbaren Energien noch weit entfernt ist.