Facebook "senil"

Neben der Spur

Facebook macht nicht glücklicher. Vielleicht lässt sich aber daran etwas ändern, wenn es vergesslicher wird

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Es gibt Dinge zum Essen, die machen glücklich. Ein langsam genossenes Schokoeis, wenn draußen ein Gewitter runterprasselt. Oder ein Teller Pasta. Soße? Egal, ist Pasta. Und dann gibt es noch Sachen, die man macht, und die auch glücklicher machen. Zum Beispiel mal einfach ... nichts, oder Freunde treffen. Real, in Farbe und mit Vollbild.

Und dann gibt es noch Facebook. Das soll glücklich machen. Macht es aber scheinbar nicht wirklich. Jedenfalls dann wenn man einer Studie unter 1052 dänischen Jugendlichen glaubt. Solche Studien werden von so lustig klingenden Instituten wie dem Happyness Research Institute durchgeführt. Und sie sollen zeigen, dass man ohne den Einsatz von Social-Media-Plattformen ein wenig glücklicher sein kann.

Man hat die eine Hälfte Probanden der Studie gebeten, einfach mal ein paar Tage auf den Konsum von Facebook zu verzichten. Man hat sie vorher und nach dieser Zeit gleich befragt. Zu ihren Glücksgefühlen, und wie es ihnen generell so geht. Und dann hat man das mit der anderen Hälfte fast genauso gemacht. Nur dass sie weiterhin Facebook und ihren Lieblingskrimskrams nutzen durften.

Heraus kam laut Happyness Research Institute, dass Facebook-Nutzer um 55% eher gestresst und sich 18% weniger im Hier und Jetzt vorkamen als die Jugendlichen, die gerade digital fasteten. Nun wissen wir zwar nicht, wie sich 55% mehr und 18% weniger genau anfühlen, aber das sind ja auch statistische Zahlen, die sich aus 1052 Einzelninterviews errechnen. Seien wir nachsichtig und nicken erst einmal auch bei dem Statement, dass Menschen auf Facebook bis zu 39% weniger glücklich sind als Menschen ohne.

Und das kommt so.

Angeblich, so jedenfalls bei dänischen Jugendlichen, die Facebook-Versuche mitmachen, neiden sich fünf von zehn Nutzern gegenseitig, was die anderen so erleben. Und ein Drittel ist neidisch darauf, wie glücklich die anderen sind. Auf Facebook. Das würde bedeuten: Wenn wir einfach nur wie wild posten auf Facebook (Glück, Erfolg etc.) und nie nie nie auf die Timeline mit den Einträgen von Freunden spitzeln, dann wären wir dem Glück schon wieder ein wenig näher. Aber das ist natürlich nicht der tiefere Sinn von Facebook. Ich meine das Spitzeln, nicht das Glück an sich.

Vielleicht kommen deshalb jetzt Snapchat ähnliche Features für Facebook auf. Während Snapchat gerade so etwas wie ein Gedächtnis einführt, beginnt der Messenger neben seiner End-to-End Encryption jetzt auch Nachrichten mit Zerfallszeit einzuführen. Dann können wir uns zwar zuerst einmal grün und blau ärgern über die dollen Sachen, die uns unsere angeblich besten Freunde wieder von ihrem Wochenende schicken. Aber wenn wir dann noch einmal nachschauen wollen, warum wir uns jetzt so geärgert haben, dass sind die längst wieder verschwunden.

Die Nachrichten, nicht die Freunde.

So dürfte das ein oder andere Glückserlebnis nur durch bloßes Vergessen zustanden kommen. Wie heißt es von unbekannter Seite doch so schön? Vergessen können ist ein großes Glück, vergessen werden, ein großes Leid. In diesem Sinne würde ich gerne zu Social Media und Glück noch etwas sagen. Aber jetzt habe ich es vergessen.