"Faktisches" Moratorium für kommerzielle Meeresdüngung beschlossen

Die UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt sprach sich gegen großflächige Düngung aus, mit der Firmen im Rahmen der Klimapolitik Geld verdienen wollen.

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Auf der UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD), die Ende Mai in Bonn stattgefunden hat, haben die 191 Vertragsstaaten auch ein Moratorium für die großflächige und kommerzielle Düngung der Meere im Rahmen der Geoengineerig-Projekte im Kampf gegen die Klimaerwärmung beschlossen. Erst nach zähen Verhandlungen kam am letzten Tag eine Einigung zustande, weil sich Australien, Brasilien und China zunächst dagegen ausgesprochen haben, berichtet Nature.

Damit wurde ein Moratorium [ http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26584/1.html bekräftigt], das im letzten November von den Mitgliedsstaaten des London-Abkommens zur Verhütung der Meeresverschmutzung beschlossen wurde. Gegenwärtig seien solche großen Versuche wegen der unabsehbaren Folgen nicht gerechtfertigt, solange diese nicht besser wissenschaftlich untersucht wurden. Allerdings wurde in Bonn nur ein "faktisches" Moratorium beschlossen, wie sich Umweltminister Gabriel vorsichtig ausdrückte. Bindend ist es das, in anderen Worten, nicht wirklich.

Einige Unternehmen wie Planktos oder Climos hatten bereits erste größere Versuche angekündigt. Mit der Düngung, beispieslweise mit Eisen, soll das Algenwachstum verstärkt oder in manchen Meeresgebieten erst ermöglicht werden. Die Algen nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und sollen dann beim Absterben als CO2-Senke dienen. Ob das absinkende Phytoplankton etwa tatsächlich das aufgenommene CO2 dauerhaft auf dem Meeresboden lagert oder schon beim Absinken gefressen oder von Bakterien zersetzt wird, ist beispielsweise [ http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26595/1.html nicht hinreichend erforscht]. Ob eine Meeresdüngung, die erst einmal wegen der geringen Kosten und leichten Ausführbarkeit attraktiv erscheint, also wirklich effektiv ist und ob damit nicht mit unabsehbaren Folgen in die Nahrungsketten und Ökologien der Weltmeere eingegriffen wird, ist noch weitgehend unbekannt. Die Unternehmen hoffen darauf, mit den Algen als CO2-Senken Geld durch den Verkauf von CO2-Linzenzen zu verdienen.