Finanzkrise wird 2009 zu steigender Arbeitslosigkeit führen

Nach dem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird die Arbeitslosigkeit spürbar zunehmen, abgeschwächt freilich durch den Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Zunächst wurde gerne gesagt, dass die Kreditkrise ein US-Phänomen sei und keine schwerwiegenden Auswirkungen auf Deutschland habe. Dann kam sie an, es wurde das Rettungspaket geschnürt und es hieß, dass man zwar mit einem nachlassenden Wirtschaftswachstum rechnen müsse, dass aber Arbeitsplätze nicht gefährdet seien. Noch Ende September meinte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise: "Nach heutiger Sicht wird sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt auch infolge der Finanzmarktkrise 2009 nicht verschlechtern." Und Bundesarbeitsminister Olaf Scholz sagte noch vor wenigen Tagen: "Die Prognose, die wir anstellen können, lautet: Wir haben die Chance, dass die durchschnittliche Arbeitslosenzahl im kommenden Jahr nicht über das Niveau von 2008 steigt. Und mein ganzer Ehrgeiz gilt dem Versuch, die Arbeitslosigkeit trotz aller Stürme weiter zu senken."

Nun berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass 2009 die Zahl der Arbeitslosen "spürbar" zunehmen werde. Für das dritte Quartal erwartet das IAB zwar noch eine Verbesserung der Arbeitslosenzahlen. Im Jahresdurchschnitt für das nächste Jahr geht man bei einer wirtschaftlichen Stagnation von einer leicht ansteigenden Arbeitslosigkeit von 30.000 auf 3,29 Mio. Personen aus, allerdings sei im Verlauf des Jahres "mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen". Abgeschwächt werde dar Rückgang der Arbeitsplatzangebote durch den demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials um 130.000, der jetzt auch im Westen stattfindet.

Das IAB, das aufgrund der zugespitzten Finanzkrise im September eine außerplanmäßige Projektion vorlegt, gibt zu bedenken, dass Prognosen für das Wirtschaftswachstum derzeit schwer zu machen sind.

2008 ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um 530.000 Personen oder 2,0 Prozent auf 27,48 Millionen Personen gestiegen, 2007 war der Anstieg noch etwas höher bei 580.000 Personen. Im Jahresdurchschnitt 2008 werden nach der Schätzung des IAB 3,26 Millionen Menschen als arbeitslos registriert sein – 520.000 oder 13,7 Prozent weniger als im Vorjahr. 2009 wird noch mit einem "Bonus" aus 2008 gestartet, daher gehe die Beschäftigung im Jahresdurchschnitt nur um 40.000 (0,1%) zurück. Sollte die Wirtschaft nächstes Jahr leicht wachsen (+ 0,5%), ergebe sich sogar noch "ein leichter Anstieg der Erwerbstätigkeit um 30.000 Personen und ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um 40.000 Personen", dreht es mit 0,5% ins Negative würde die Zahl der Arbeitslosen um 130.000 steigen.

Insgesamt seien die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt "moderat", da dieser in guter Verfassung ist und eben das Erwerbspersonenpotenzial stärker als bislang sinkt. Es könne aber sein, "dass durch die Ausweitung der Leiharbeit und der befristeten Beschäftigung der Arbeitsmarkt empfindlicher auf die Konjunktur reagiert als früher", setzen die IAB-Autoren sicherheitshalber hinzu. Zwar wird die Beschäftigung erstmals seit drei Jahren im nächsten Jahr sinken, wie es dann weiter geht, ist nicht vorhersagbar. "Eine dramatische Verschlechterung der Situation auf dem Arbeitsmarkt ist allerdings selbst bei stagnierender oder leicht schrumpfender Wirtschaft erst einmal nicht zu erwarten", heißt es in dem Bericht beruhigend.