France.com steht nicht jedem zu

Neben der Spur

Tatsächlich hat sich Frankreich jetzt France.com gesichert. Es hat auch nicht allzu lange gedauert. Vergleichsweise.

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Wer noch bis vor kurzem www.france.com in seine Browserzeile eingefügt hat, der konnte auf frankophile Veröffentlichungen einen US-Franzosen mit dem Namen Jean-Noël Frydman zugreifen. Das ist aber jetzt nicht mehr so. Zum einen ist die URL derzeit nicht zu erreichen und liefert nur eine "503" zurück. Zum anderen hat sich der Staat Frankreich die Rechte auf France.com gesichert und sich übertragen lassen. Dagegen klagt Jean-Noël Frydman jetzt.

Gut, das hat dann schon ein wenig gedauert, bis der französische Staat drauf gekommen ist, dass man unter France.com vielleicht nicht unbedingt einen privat betriebenen Publikationsstand, sondern eher offizielle Informationen über geschätzte 4000 Sorten Rohmilchkäse erwartet. Die Webadresse, die Jean-Noël Frydman seit 1994 besaß, ist nun übernommen worden.

Es kann ja sein, dass in den vergangenen 24 Jahren plötzlich jemand in einer Pariser Amtsstube die Idee hatte, mal France.com einzugeben und etwas überrascht war, dort nicht Monsieur Le Président (und damit ist jetzt keine Schweizer Camembertmarke gemeint) vorzufinden. Das muss vermutlich im Jahre 2005 passiert sein. Und seitdem ist Internetreferent – nennen wir ihn mal – René Delage kurzatmig von einem Ministerium zum anderen gerannt und hat, nur unwesentlich von den Sommerstreiks in Paris unterbrochen, darauf beharrt, da müsse unbedingt etwas unternommen werden. Und zwar schnell.

Ist ja jetzt auch passiert. Und schon ist die URL weg. Rien ne va plus. Denn Jean-Noël Frydman klagt jetzt, dass ihm die schlagartig am 12. März 2018 weggenommene Webadresse ein ordentliches Business aufgebaut hatte, das er jetzt kaum mit "Frydmann.com" kompensieren kann (nehmen wir mal an). Aber es könnte hackelig werden. Mit Staaten zu prozessieren kann eine Weile dauern.

Dabei hätte Jean-Noël doch ganz einfach auf die heilenden Kräfte des Internets hoffen können. Ein kleines Feature von Facebook, das jetzt zumindest in Australien und Neuseeland schüchtern ausgerollt wurde, hätte ihn und seine berühmte Seite vielleicht ein wenig unter Radarhöhe geschoben.Der neue Downvote Button. Heute ist schließlich alles Facebook, deshalb hätte ein erhöhtes Aufkommen von gesenkten Daumen die Verbreitung von France.com empfindlich einschränken können. Denn der neue Button soll ja vor allem die Bekanntheit von unliebsamen Inhalten senken; natürlich nicht bewerten.

Wäre nur Facebook in Frankreich schon viel früher mit diesem Button auf den Markt gekommen. Sagen wir, etwa im Jahr 2010, hätte René Delage sich die Hacken ablaufen können. Die Antwort des zustöndigen Ministers wäre immer nur gewesen "France.com? Kenne isch nischt. Aber isch abe Katzenvideos."

So aber wird Jean-Noël Frydman seine Webadresse und den dazugehörigen Prozess wohl verlieren.