Freelancer ohne Schutzschild

Immer mehr freie Journalisten werden weltweit Opfer der Willkür von Machthabern; Sparmaßnahmen von Medienhäusern und das neue Phänomen Online-Journalismus/Blogger unterlaufen institutionalisierte Schutzmaßnahmen

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Auf die in vieler Hinsicht gefährdete Situation der Freelancer im gegenwärtigen "globalen Nachrichtenbusiness" macht der aktuelle Bericht des Committee to Protect Journalists ( CPJ) aufmerksam. Beinahe die Hälfte der Journalisten - etwa 45 Prozent - , die hinter Gitter gesperrt werden, sind Freelancer, "Freie", meldet die Organisation. Mindestens 60 zählt sie akut, etwa doppelt so viele wie noch vor drei Jahren. Dass die Art und Weise wie die Journalisten ihrer Freiheit beraubt wurden, nichts mit Gerechtigkeit, sondern vor allem mit Willkür der Machthaber zu tun hat; dass manche von ihnen nicht einmal eine offiziell Anklage zu sehen bekamen, ist wesentlicher Inhalt solcher Berichte seit Jahren; davon zeugen beispielsweise die Veröffentlichungen von Reporter ohne Grenzen.

Der CPJ-Bericht stellt aber einen neuen, beunruhigenden Trend heraus, der darauf hinausläuft, dass immer mehr Personen, die zur Berichterstattung beitragen, in immer deutlicheren Ausmaß der Willkür von Machthabern ohne ausreichenden Schutz ausgeliefert sind. Aufgrund von Sparmaßnahmen würden Medien seit einiger Zeit öfter auf Freie zurückgreifen, die im Internet publizieren, beobachtet die Organisation. Anders als Journalisten noch vor wenigen Jahren könnten die Online-Freelancer aber in vielen Fällen nicht auf die Protektion zählen, die die Arbeit von Korrespondenten, bzw. vertraglich besser abgesicherten freien Mitarbeiter früherer Zeiten ausgezeichnet hat - Schutz, den die größeren Medienhäuser kraft ihres "institutionellen Gewichts" gewähren konnten. CPJ-Chef Joel Simon konstatiert eine neue Gefährdungslage, die auf viele Freelancer aktuell zutreffe:

"Der Aufsteig des Online-Journalismus hat zwar die Tür für eine neue Generation von Reporten aufgestoßen, aber er bedeutet auch, dass sie Gefahren mehr ausgesetzt sind."

Seit einem Jahrzehnt steige die Zahl der inhaftierten Online-Journalisten, meldet das CPJ. Gegenwärtig sollen mindestens 68 Blogger, Online-Reporter und - Redakteure im Gefägnis sitzen. Demgegenüber zählt das CPJ in diesem Jahr 51 Fälle von festgenommenen Journalisten, die für Print-Veröffentlichungen arbeiten.

Am gefährlichsten ist laut CPJ-Bericht die Situation für Journalisten und besonders Blogger in China. Das Land würde seit 11 Jahren die Nummer 1 der Liste der "worst Jailer of Journalists" anführen. Platz zwei belegt Iran, es folgen Kuba, Etitrea und Burma.

Insgesamt werden nach der CPJ-Zählung werden derzeit weltweit 139 Journalisten mit oktroyierter Schreibblockade hinter Schloss und Riegel festgehalten.