Für EU-Parlamentarier sind Fernsehen und Zeitungen noch immer wichtiger als das Internet

Laut einer Umfrage haben mittlerweile 86 Prozent der Abgeordneten eine eigene Webseite, aber Twitter, Blogs oder soziale Netzwerke werden noch wenig genutzt.

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Die Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments setzt die Mittel, die das Internet zur Verfügung stellt, noch zurückhaltend ein. Eine Umfrage, die allerdings nur von 110 Abgeordneten oder 14 Prozent beantwortet wurde und deren Repräsentativität daher fraglich ist, macht deutlich, dass die meisten Parlamentarier weiterhin stärker auf traditionelle Medien wie Fernsehen oder Zeitungen setzen.

Zwar haben mittlerweile 86 Prozent eine eigene Website und wollen 7 Prozent sich eine zulegen, aber "soziale Medien" wie Twitter, Blogs, MySpace oder Facebook werden noch nicht wirklich mit ihren Möglichkeiten ausgeschöpft, mit den Menschen zu kommunizieren, so die Agentur für Public Relations Fleishman-Hillard in der " Studie über die Digitalen Trends" im Europäischen Parlament. Ein Drittel benutzt derzeit "soziale Medien" ausgiebig, 20 Prozent gelegentlich. Blogs scheinen am beliebtesten zu sein, angeblich posten 41 Prozent der bloggenden Abgeordneten mehrmals wöchentlich Neues. Twitter oder Web 2.0-Dienste wie Flickr oder Digg kennen mehr als 10 Prozent nicht und wollen weitere 50 Prozent vorerst auch nicht benutzen.

Als besonders effektiv betrachten 63 Prozent der Abgeordneten Auftritte im Fernsehen, aber nur 10 Prozent Online-Videos beispielsweise auf YouTube. Auch das Sprechen auf Versammlungen (51 Prozent) oder direkte Gespräche mit einzelnen Bürgern (49 Prozent) gelten als effektiver als der Einsatz einer Website (39 Prozent). Allerdings rangiert diese vor einer Kolumne in einer Zeitung, Pressemitteilungen, einer Werbung im Hörfunk oder einer Anzeige in einer Zeitung. Bloggen oder Twittern betrachten nur 12 Prozent als sehr effektiv.

Zusammengefasst sehen nur 17 Prozent der Abgeordneten die Mittel, die das Internet bietet, als sehr effektiv an, während persönliche Auftritte für die Hälfte und Fernsehen und Zeitungen für 34 Prozent ganz oben stehen. Allerdings räumen auch viele ein, dass sie die Effizienz von digitalen Möglichkeiten wie Online-Werbung, Online-Videos oder Websites nicht kennen. Die sozialistischen Abgeordneten (PES) sind online am aktivsten, gefolgt von den Liberalen (ALDE). Die Christdemokraten (EPP-ED), die derzeit stärkste Fraktion, nutzt die Internetmöglichkeiten am wenigsten.

Für ihre Arbeit nutzen die Abgeordneten – und ihre Mitarbeiter – jedoch das Internet ausgiebig. 93 Prozent verwenden täglich Suchmaschinen. Google wird von 95 Prozent genutzt. 65 Prozent besuchen Wikipedia täglich oder zumindest mehrmals die Woche. Besonders beliebt scheint Wikipedia bei den Christdemokraten zu sein. 74 Prozent lesen die Online-Ausgaben von Zeitungen, 37 Prozent lesen Blogs täglich oder mindestens mehrmals die Woche, 28 Prozent nutzen entsprechend RSS-Feeds. Wenn es darum geht, wie wichtig Medien oder Ereignisse sind, um sich politisch zu informieren, dann steht das Internet wieder an letzter Stelle, viel wichtiger sind persönliche Kontakte, Medienberichterstattung, gedruckte Kommunikation oder Veranstaltungen. Das gesprochene Wort – auch übers Telefon – ist wichtiger als Text.

Den Abgeordneten wird empfohlen, stärker online zu kommunizieren, "um wichtig zu bleiben". Das sei kostengünstig und eine Möglichkeit, mit einzelnen Wählern zu kommunizieren. Und den Lobbyisten wird empfohlen, auf Online-Kampagnen zu setzen und ihre "Botschaften" auf Suchmaschinen und zentralen Websites wie Wikipedia oder europäischen Online-Medien zu präsentieren.