Gaskonflikt zwischen Ukraine und Russland spitzt sich zu

Gazprom hat die Gasmenge, die in die Ukraine importiert wird, halbiert, die Ukraine will notfalls Gas abzweigen, das durch die Pipelines im Land nach Westeuropa geht.

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Es ist wie eine Wiederholung des Konflikts im Januar 2006 zwischen Russland und der Ukraine, als Russland die Erdgaszufuhr ganz einstellte und damit auch die Versorgung von Deutschland beeinträchtigte. Das diente auch als nachträgliche Legitimation für den Beschluss von Gazprom, BASF und E.on, das umstrittene Pipelineprojekt von Russland durch die Ostsee nach Deutschland in Angriff zu nehmen.

Auch jetzt geht es wieder wie 2006 um Geld. Gazprom erklärt, die Ukraine habe die Gaslieferungen für das Jahr 2007 noch nicht bezahlt (Interfax spricht von 270 Millionen US-Dollar), zudem werde seit Beginn des Jahres Gas abgezapft. Es handele sich bereits um 1,9 Milliarden Kubikmeter.

Am Dienstagabend hat Gazprom die Gaslieferung um ein weiteres Viertel um nun die Hälfte reduziert. Der ukrainische Gaskonzern Naftogaz droht damit, weniger Gas durch die Pipelines nach Westeuropa zu lassen, um den eigenen Bedarf zu decken, und weist die Forderung von Gazprom zurück. Man habe alle Rechnungen bereits gezahlt. Aber die Nqachrichtenlage ist konfus, denn es heißt auch, dass die Ukraine aufgrund von Versäumnissen der Zwischenhändler RosUkrEnergo und UkrGazEnergo noch nicht alles bezahlt habe. Die wiederum weisen alle Schuld von sich.

Gazprom habe, so entgegnete die ukrainische Regierung mit einer neuen Volte, nicht die Durchleitungskosten für das Gas bezahlt. Russland wiederum wirft nun der Ukraine vor, den Konflikt auf Kosten Europas auszutragen. 80 Prozent des russischen Gases gehen durch Pipeline in der Ukraine nach Westeuropa.

Naftogaz hat angekündigt, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Allerdings könnte die Ukraine dieses Mal länger eine Drosselung seitens Russland aushalten, da die Vorräte größer sind und das meiste Gas aus Turkmenistan und Kasachstan kommt - allerdings auch durch Pipelines von Gazprom. Das Gas nach Europa abzuzweigen, wäre für die Ukraine ein gefährliches Spiel, schließlich such die Regierung einen Beitritt zur Nato und zur EU. Andris Piebalgs, der für Energie zuständiue EU-Kommissar, machte deutlich, dass man von beiden Parteien erwartet, den Konflikt schnell beizulegen und die Versorgung Europas zu gewährleisten.