Gauck gegen Söder

Gehört der Islam zu Bayern, aber nicht zu Deutschland?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In Bayern gehen die Uhren anders, das bewies vor Jahrzehnten bereits der selige Landesvater Franz-Josef Strauß. Diese bayerische Eigenständigkeit demonstriert nun auch einer seiner politischen Enkel, Markus Söder.

Indes Bundespräsident Joachim Gauck sich nun umständlich von einer viel zitierten Äußerung seines Vorgängers Christian Wulff distanziert, nach welcher der Islam zu Deutschland gehört, verkündete der bayerische Finanzminister Söder vor 1000 Zuhörern in einem Festzelt: "Der Islam ist ein Bestandteil Bayerns."

Das wirft logischerweise die alte Frage auf, inwieweit Bayern zu Deutschland gehört. Wollte Söder hier auf einem perfiden Umweg die Eigenstaatlichkeit Bayerns wieder aufs Tapet bringen? Dagegen spricht, dass Söders Parteigenosse, der deutsche Innenminister, Hans-Peter Friedrich zu seinem Amtsantritt verkündete: "Dass aber der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt."

Die Abendzeitung München, die von Söders Worten anläßlich des Kulturfestes der "staatstreuen türkischen Ditib-Gemeinde in Nürnberg" -der-islam-ist-ein-bestandteil-bayerns.1018bf26-2477-4af2-beb8-171fa64ba926.html: berichtet, hat sich bemüht, diesen Widerspruch aufzulösen. Bislang erfolglos:

"Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hatte 2010 von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und anderen CSU-Politikern noch scharfen Protest für seine Äußerung geerntet, der Islam gehöre zu Deutschland. Manche Zuhörer waren daher auch von Söders Rede überrascht.(...) Der Finanzminister war am Mittwoch nicht zu erreichen, weil er mit der Familie im Urlaub ist - in der Türkei."

Der stellvertretende Vorsitzende von Ditib in Nürnberg, Fikret Bilir, hofft nach Angaben der Zeitung, dass Söder "standhaft bleibt".