Gegen massive Lobbyarbeit, Dummheit und Repression

Für ein offenes Kino: Französische Filmstars,-Regisseure und Produzenten wenden sich gegen das geplante Internetgesetz

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Nachdem gestern eine alte Garde französischer Künstler der sozialistischen Partei vorwarf, sie würde mit ihrer Ablehnung des neuen Internetgesetzes die Werte der Linken verraten (siehe Was ist links, wenn es um Urheberrechte geht?), findet sich heute in der Tageszeitung Libération ein öffentlicher Brief mit einem gegenteiligen Standpunkt. Unterzeichnet ist er von Regisseuren, Schauspielern und Filmproduzenten, die teilweise ebenfalls große Stars des internationalen Kinos sind wie die offensichtlich in vielerlei Beziehung alterslose Catherine Deneuve, bzw. etwas weniger bekannt sind wie Chiara Mastroianni; als anerkannte Avantgardisten des Kinos gelten, wie Chantal Akerman oder als Stars des anspruchsvollen französischen Films wie Gaël Morel, der deutschen Zuschauern als Schauspieler aus Techiné-Filmen bekannt sein könnte.

Der Brief ist ein Plädoyer für ein "offenes Kino" und eine deutliche Ablehnung des Loi Hadopi. Die Verfasser betonen, dass sie es im Laufe ihrer langjährigen Arbeit immer wieder mit technischen, ökonomischen und materiellen Hindernissen zu tun hatten, dass sie sich aber einem "offenen und herausforderndem Kino verschrieben" hätten. Man wolle sich den neuen Herausforderungen durch die digitale Revolution in einer "positiven Weise" stellen und sich auf der Höhe der Erwartungen des Zuschauers zeigen. Die Stunde gehöre der Neuerfindung und dem "künstlerischen Entzücken", nicht der Errichtung des x-ten Systems der Repression.

In der Vorlage des französischen Internetgesetzes, das User in der derzeitigen Fassung bei mehrfachen nicht-lizenzierten Kopieren über die Sperre des Internetzugangs hinaus mit zivil- und strafrechtlichen Sanktionen bedrohe, sehen die Unterzeichner die Frucht einer "massiven Lobbyarbeit", die einen demagogischen Geist zeigen, technisch nicht anwendbar ist und auf dumme Weise die neuen Verfahren des Downloads ignoriere. Das Gesetz sei in dieser Form ein "verpasstes Rendez-Vous", da man nur repressiv vorgehe und keinerlei Form der Neuverteilung für die Rechteinhaber vorschlage. So richte sich das loi Création et Internet weder an das Kino in seiner Diversität, noch an die Zuschauer.