Grönland: Ein Eisberg von der Größe Fehmarns

Nordgrönländischer Gletscher verliert schon wieder ein großes Stück und wird nun voraussichtlich schneller fließen

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Hoch im Nordwesten Grönlands hat ein Gletscher erneut ein großes Stück seines Schelfes verloren. Ein Eisberg von der ungefähren Größe Fehmarns (185,5 Quadratkilometer laut Wikipedia) ist dort in diesen Tagen abgebrochen, wie unter anderem die New York Times in ihrem Blog berichtet. Der Petermann-Gletscher ist bereits seit längerem dafür bekannt, dass dort die Abbrüche zunehmen. Überraschend ist allerdings, dass sich ein solch großes Stück nur zwei Jahre, nachdem an der gleichen Stelle ein doppelt so großer Eisberg entstanden war, ablöst.

Der Petermann-Gletscher ist einer der größten von zahlreichen Eisströmen, die aus dem Inland Grönlands zum Meer fließen. Dort schwimmen ihre Enden auf dem Wasser und brechen nach und nach ab, ein Vorgang, den die Wissenschaftler "kalben" nennen. Da also das Eis bereits auf dem Wasser schwamm, trägt das jüngste Ereignis nicht direkt zum Meeresspiegelanstieg bei. Außerdem weisen von der New Yorker Zeitung zitierte Forscher daraufhin, dass der größte Eisverlust der Gletscher ohnehin nicht durch die spektakulären Abbrüche, sondern durch das Schmelzen an der Unterseite zu verzeichnen sei, dort wo das Gletscherende, der Schelf, auf dem Meer schwimmt.

Die besondere Bedeutung des jüngsten Abbruchs sehen andere, von der Nachrichtenagentur Reuters zitierte Wissenschaftler allerdings darin, dass er relativ weit landwärts erfolgte. An dieser Stelle habe der Gletscher bisher eng an den Seitenwänden des Fjordes angelegen. Die dort ausgeübten Reibungskräfte dürften seinen Fluss deutlich behindert haben. Oder mit anderen Worten: Das jetzt abgelöste Stück hat ein wenig wie ein Korken auf der Flasche gewirkt, und der Gletscher dürfte nach dessen Entfernen künftig schneller Eis aus dem Inland des Eisschilds zur Küste schaffen.

Davon abgesehen stellen die Eisberge eine Gefahr für den Schiffsverkehr im Nordatlantik und nicht zuletzt für die Bohrplattformen da, die immer weiter in den Norden vordringen. Bis der neue Eisberg so weit in den Süden vordringt und dort nach und nach zerbricht, wird es jedoch noch viele Monate dauern. Dies wird von den Satelliten der US-amerikanischen und europäischen Weltraumagenturen überwacht werden.