Großbritannien: Kokain billiger als Bier

Labour und die Tories streiten über die Ursachen des Preisverfalls

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Zahlen des britischen Innenministeriums zufolge sank der Straßenpreis von Kokain während der letzten zehn Jahre um mehr als die Hälfte. Danach kostet ein Gramm in manchen Teilen des Landes mittlerweile nur mehr 20 Pfund. Allerdings liegt der Preis nicht überall im Vereinigten Königreich so niedrig: Im Schnitt soll er der aus Polizeierkenntnissen errechneten Statistik nach bei 40 Pfund liegen. 1998 hatte das Innenministerium noch 77 Pfund als Durchschnittspreis für das Gramm Kokain ermittelt.

Damit ist, wie der Telegraph mit Hilfe der Organisation DrugScope errechnete, eine Line Kokain mit einem Durchschnittspreis von 2 Pfund mittlerweile billiger als ein Glas Bier in einem Pub, das im Schnitt 2,75 Pfund kostet.

An die Öffentlichkeit gebracht wurden die Zahlen nicht von der Regierung, sondern von den oppositionellen Tories. Sie bringen den Preisverfall mit sinkenden Beschlagnahmen an den britischen Grenzen in Verbindung. Die vom Zoll sichergestellte Menge sank von 2003 bis 2007 um die Hälfte. Das Innenministerium betonte dagegen, dass auch eine geringere Nachfrage und ein dadurch verschärfter Wettbewerb als mögliche Ursache für die niedrigeren Preise in Frage kommen. Dagegen spricht allerdings eine Statistik vom letzten Herbst, nach der sich die Zahl der regelmäßigen Kokainkonsumenten während der Labour-Regierungszeit mehr als verdoppelt hat. Eine dritte mögliche Ursache wäre ein Rückgang der Reinheit des Kokains: Die sank von 51 Prozent im Jahr 2003 auf nur mehr 34 Prozent 2007.