Große Zukunft fürs Schmuddelkind

Agrarüberschüsse in den Bioreaktor

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Oft geschmäht, wird der Biomasse dennoch in Europa eine große Zukunft vorhergesagt. Die Unternehmensberatung A.T. Kearney untersuchte die bisherige Potenzialauschöpfung der Bioenergie in Europa. In ihrer Studie kommen sie zu dem Ergebnis, dass bis zum Jahr 2030 5 bis 9 x mehr Bioenergie erzeugt wird, als heute. Das wären dann, je nach Szenario, 367 bis 728 TWh jährlich. Für Deutschland wird eine Steigerung um den Faktor 6 bis 8 prognostiziert (126 bis 170 TWh).

Die rosigen Zukunftsaussichten begründen die Verfasser u.a. mit der Möglichkeit aufbereitetes Biogas in die Erdgasnetze einzuspeisen was einen ganz neuen Markt erschließe. Auch die Regelungen des novellierten Erneuerbare Energien Gesetzes EEG, das 2009 in Kraft tritt, sowie ähnliche Regelungen in den Nachbarländern, eröffnen ganz neue neue Nutzungsmöglichkeiten durch die Förderung des Einsatzes von Bioenergie in "Wärmesenken", also ihre Nutzung auch für die Kühlung und Klimatisierung.

Weil im nächsten Jahr die bisher gezahlten Stilllegungsprämien für EU-Bauern wegfallen sinnen Biomasseproduzenten schon über die Nutzung der darauf erzeugbaren Erträge. Im Vorfeld der Messe Renexpo wurde der Vorschlag laut die Zuckerproduktion der EU wieder hochzufahren. Die Zuckerkontingente waren nach Beitritt der osteuropäischen Staaten zur EU um 7 Millionen Tonnen jährlich gekürzt worden, um die Märkte der neuen Länder zu schützen. Würde diese Menge wieder zusätzlich produziert, ließen sich alleine daraus 5 Millionen Kubikmeter Ethanol erzeugen, was energetisch 3 Prozent des derzeitgen Benzinverbrauchs in der EU entspreche.

Wenn die energetische Verwertung von Ernteüberschüssen Schule macht, könnte die zerstörerische Wirkung subventionierter EU Agrarexporte in Entwicklungsländern ein Ende haben. Und die Großproduzenten hierzulande hätten doppelten Grund zur Freude: Europas Landwirtschaft wird schon jetzt jährlich mit 40 Milliarden Euro subventioniert, bei zunehmender Bioenergieerzeugung käme die Energieförderung hinzu.