"Hardcore-Prävention"

Junge Freie Wähler wollen Alkoholiker in Schulklassen schicken

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Seit mehreren Jahren kommen aus der Politik regelmäßig Vorschläge, wie man den Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen eindämmen könnte: Standards sind Werbekampagnen wie in England, ein Verbot von Flatrate- und Börsenpartys sowie höhere Krankenhauszuzahlungen bei Alkoholvergiftungen. Die Jungen Freien Wähler bringen nun eine Idee ins Spiel, die Vertreter anderer Parteien entweder noch nicht hatten, oder die sie sich nicht zu äußern trauten:

Christian Hanika, der bayerische Landesvorsitzende der FW-Jugendorganisation schlägt eine "Hardcore-Prävention" vor, bei der Schüler in den fünften, sechsten und siebten Klassen mit "Praxisbeispielen" für Alkoholmissbrauch und "Diskussionen mit Alkoholkranken" konfrontiert werden sollen. Jugendliche, so der Niederbayer, könnten heutzutage nämlich "nur noch [dann] in ihrem Verhalten positiv beeinflusst werden, wenn die Verdeutlichung der Problematik äußerst plakativ stattfindet".

Ob die Methode funktioniert, kommt wohl entscheidend auf den Alkoholiker an: Ein erfolgreicher Berufstätiger wie Don Draper aus der Serie Mad Men oder Otto von Bismarck würde eher wenig abschreckende Wirkung entfalten (auch wenn der Reichskanzler angeblich zwei Flaschen Burgunder pro Abendessen zu sich nahm). Eine Frau wie Sue Ellen aus der Serie Dallas oder ein Harald-Juhnke-Typ im Endstadium könnten schon etwas besser funktionieren. Die mit Abstand größte Abschreckungswirkung dürften jedoch Obdachlose erreichen – auch deshalb, weil sich Gerüche dauerhafter in die Erinnerung einprägen als andere Sinnesreize.

Allgemein möchten die JFW die Aufklärung über Alkohol in Schulen "als wesentlichen Bildungsbaustein etablieren". Weil Alkohol "als Genussmittel nicht aus der bayerischen Kultur wegzudenken" sei, soll es dabei nicht nur um Missbrauch gehen, sondern auch um einen "vernünftigen Umgang" und um "Aufklärung über die verschiedenen Alkoholarten sowie deren spezielle Gefahren". Flankiert werden soll der Alkoholunterricht durch konventionelle Maßnahmen wie die Koppelung einer Ausschank- und Verkaufslizenzen an die Einhaltung der Jugendschutzgesetze, ein Alkoholverkaufsverbot an Tankstellen, und eine eindeutigere Kennzeichnung von Mischgetränken in Supermärkten.