"Hau ab, Hosni, verschwinde, Mubarak!"

Der ägyptische Präsident Mubarak will bis zum Ende seiner Amtszeit bleiben; die Demonstranten am Tahrirplatz sind anderer Meinung

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Hosni Mubarak ist kein Ben Ali. Während dieser nach seiner dritten Rede an die aufgebrachte und nicht mehr zu beruhigende tunesische Bevölkerung das Flugzeug bestieg, machte Mubarak heute abend in seiner dritten Ansprache, die er während der ägyptischen Proteste hielt, klar, dass er bleiben wird, aus Sorge um "sein Land", - bis zum Ablauf seiner Amtszeit im September.

Die dicht gedrängte Menge am Tahrirplatz in Kairo kommentierte die Rede mit lauten Rufen: "Erhal erhal", "Verschwinde!, Hau ab!"

In seiner Rede bemühte Mubarak das Bild vom aufopferungsvollen, selbstlosen, geschichtsbewußten, patriotischen, freundlichen Landesvater, der Ägypten dient und eine große Verantwortung schultert, um für Sicherheit und Stabilität zu sorgen, was gerade jetzt, angesichts der Situation, die von "politischen Kräften manipuliert wurde", besonders nötig sei. Die meisten Ägypter würden sich fürchten und sich vor der Zukunft ängstigen, er stelle sicher, dass sie von Chaos und Anarchie verschont bleiben, so die Botschaft Mubaraks, der damit auf Plünderungen der letzten Tage anspielt, als man die Polizeipräsenz zurückgenommen hatte.

Darüberhinaus versuchte er sich als Staatschef darzustellen, der Reformen gegenüber aufgeschlossen sei, was sich auch an der Bildung einer neuen Regierung zeige, die den Forderungen der Jugend besonders aufgeschlossen gegenübertreten werde.

Die Rede des 81jährigen war an ein imaginiertes Geschichtsbuch adressiert - "I will be judged by history. Homeland will live on. People will not." - und wurde mit viel Schminke vorgetragen, worüber sich die Zuhörer aus der Protestmenge offensichtlich nicht hinwegtäuschen ließen. Al-Jazeera-TV ließ Stimmen zu Wort kommen, die davon sprachen, dass man sich nicht länger einschüchtern und hinhalten lassen werde und vor allem Mubarak für die miserable Situation im Land verantwortlich sei.

Ob Mubarak durch seinem langsamen gesichtswahrenden Rücktritt, der von einer ausgestellten Realitätsblindheit und vom Gestus einer obsoleten staatsmännischen Überheblichkeit begleitet wird, politisch doch etwas bewirken konnte, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen.

Zwar dürften wichtige politische Player, seine Regierung, auch die USA, Israel und andere regionale, Staaten begrüßen, was einen geordneten Übergang versprechen könnte, das muss aber nicht den Namen Mubarak tragen. Entscheidend ist, was in den nächsten Tagen auf den Straßen passiert. Wie viele Menschen die Protestbewegung weiterhin auf die Straße bringen kann, mit welchen Mitteln sie ihre Forderungen nach dem Rücktritt Mubaraks durchsetzen wollen und wie die Sicherheitskräfte -

und

Pro-Mubarak-Demonstranten - darauf reagieren werden. Angekündigt wird bereits ein großer Marsch am Freitag - "The Friday of Departure".

Es werden harte Tage, prophezeien Experten wie Marc Lynch. Zusammenstöße zwischen Demonstranten in PortSaid und in Alexandria heute abend, nachdem sich die Armee zurückgezogen hatte, geben einen Vorgeschmack darauf.