Hinters Ohr stecken

Microsoft sieht auf dem eigenen Campus Konkurrenzprodukte nicht so gerne. Aber die Firma bastelt an neuen Geräten, die ein Ansatz dazu sein könnten, das Problem galant zu beseitigen

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Eigentlich nicht wirklich neu ist die Nachricht, dass Microsoft auf dem eigenen Campus und in diversen Homeoffices die Nutzung von bestimmten Konkurrenzprodukten nicht so gerne sieht. Microsoft Teams wäre der Firma einfach lieber als Slack. Und seit man Azure hat, würde man auch gerne AWS in die Wolken geschoben sehen. Google Docs? Hallo? Eben, Office gibt es ja auch noch. Ist zwar irgendwie nicht die feine Art, schließlich sollte man souverän über der Konkurrenz stehen können.

Aber der Bannstrahl hat seit der 1990er Devise "eat your own dogfood" eine gewisse Tradition. So hat zum Beispiel 2009 der damalige, eher melancholisch in sich gekehrte CEO Steve Ballmer bei einer Mitarbeiterzusammenkunft das iPhone eines Mitarbeiters erspäht, erhascht und in die johlende Menge geworfen. Gut, wir haben uns alle mal über Mitarbeiter in Meetings geärgert, die statt zuzuhören lieber in ihren Minibildschirm starrten und die aktuellen Reisebilder absurften. Aber hier ging es sichtlich um etwas anderes. Ballmer gab einfach der zumindest damaligen Grundhaltung des Unternehmens einen spielerischen Ausdruck. Immerhin hat er den Mitarbeiter nicht rausgeworfen, obwohl ich mir da nicht so sicher wäre.

Gerätschaften und Software von der Konkurrenz sind einfach nicht gerne gesehen. Zumal dann, wenn sie ordentlich performen. Man will sich aber einfach nicht nachsagen lassen, dass man sogar innerhalb von Microsoft lieber mit dem Zeug der anderen arbeite als mit dem eigenen. Das ist schon ein Dilemma, wenn man auf der anderen Seite nicht zu kleinlich wirken will. Und unter uns: So schlecht sind Microsoft Teams, Azure und Office 365 auch wieder nicht. Die können sich schon sehen lassen.

Nun, vielleicht hilft aber ein neuer Ansatz aus der R&D Abteilung hier weiter. Man arbeitet dort gerade an einem Stylus, den man sich auch ins Ohr stecken kann. Natürlich ist es heute auch schon denkbar, sich einen Stift ins Ohr zu stecken. Das soll man zwar nicht machen, und das Ohrschmalz dran hilft einem auch nicht für flüssigeres Schreiben, aber Microsoft denkt hier ein wenig umfassender. Der Stift kann dann auch gleich wieder geladen werden ... Bilder sind leider nicht verfügbar, vielleicht sieht das auch nicht blöder aus, als sich die Gehörgange mit AirPods von Apple vollzustopfen. Aber der Ansatz an sich ist schön.

Wenn also in Zukunft irgendein Halodri in Building 6 so etwas wie Slack herausziehen will, dann kommt R&D flugs daher und baut ein Plugin für das Tool, das aus dem Gruppenchat eine Oberfläche für die Bestellung von Kantinenpizza macht. Und AWS wird ganz schnell mittels eines kleines Updates für Microsoft-Angestellte in eine Fortnite-Umgebung umgebaut. Daddeln kann ja nicht so schlimm sein.

Google Docs? Wollten wir nicht alle schon einmal einen Office 97 Simulator haben, den uns die Firma aus Erinnerungsgründen bereitstellt? Voila. Und schon ist die Welt wieder für alle in Ordnung. Slack, Azure und Google Docs laufen weiter in Redmond heiß, aber jetzt hat auch die Firma etwas davon.

Das sind schon raffinierte Kerle da in Redmond. Da kann man sich was davon hinters Ohr stecken.