Horror in Honduras

Das kleine Land in Mittelamerika ist seit dem Putsch für Journalisten sogar gefährlicher geworden als der Irak

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Es war wieder einmal ein tödliches Jahr für Journalisten. Die Nichtregierungsorganisation Press Emblem Campaign (PEC) hat die vorläufigen Zahlen für Journalistenmorde 2010 vorgelegt. Nach Angaben der in Genf ansässigen Organisation sind im zu Ende gehenden Jahr weltweit bisher 105 Journalisten umgebracht worden. In absoluten Zahlen führen die Todesliste 2010 Mexiko und Pakistan an, wo jeweils 14 Reporter ums Leben gebracht wurden. Mexiko entwickelt sich seit einigen Jahren zum gefährlichsten Land für Journalisten. Der Drogenkrieg hat dazu seinen Teil beigetragen, doch an der Straflosigkeit hat sich weiterhin nichts geändert, wie Journalisten kritisieren.

Pakistan, vor allem "das Grenzgebiet zu Afghanistan", ist 2010 aber so gefährlich für Berichterstatter geworden wie Mexiko. Honduras liegt mit 9 getöteten Journalisten an dritter Position und damit sogar noch vor dem Kriegsland Irak (8). Doch setzt man die Zahl der in dem kleinen mittelamerikanischen Land getöteten Journalisten ins Verhältnis zu den Einwohnerzahlen, dann liegt Honduras 2010 abgeschlagen genauso an der Spitze wie 2009. Schließlich hat das Land nur knapp 8 Millionen Einwohner. Um auf einen derartigen Anteil zu kommen, hätten 2010 in Mexiko über 120 und in Pakistan schon fast 200 Journalisten ihr Leben verlieren müssen.

Die Gewalt gegen Journalisten eskaliert seit dem Putsch. Zeitweilig hatte Honduras dem großen Mexiko sogar in absoluten Zahlen den Rang als gefährlichstes Land für Journalisten abgelaufen. Der Zusammenhang zum Putsch wird auch deutlich, wenn man sich die PEC-Bilanz über fünf Jahre anschaut. Denn da liegt Honduras (noch) recht weit hinten, weil das Morden von Berichterstattern erst mit dem Staatsstreich gegen die Linksregierung begonnen hat. Seit der Wahlfarce im November 2009 hat sich an der Gewalt gegen die Opposition aber nichts verändert. Die Lage hat sich eher weiter verschlimmert, weshalb die Putschgegner von einem "Jahr voller Gewalt" sprechen.

Insgesamt ist die Zahl der getöteten Journalisten nach Angaben der PEC 2010 im laufenden Jahr leicht gesunken. 2009 waren es 122, was vor allem mit einem bisher nie da gewesenen Massaker an 32 Journalisten auf den Philippinen zu tun hatte. Es sei eine "Epidemie, für die es keine Heilung zu geben scheint", sagte der PEC-Generalsekretär, Blaise Lempen.

Die 105 getöteten Journalisten 2010 bilden ziemlich genau den Durchschnitt der letzten fünf Jahre ab, in denen 529 Reporter das Leben verloren haben. Im fünfjährigen Zeitraum liegt der Irak weiter abgeschlagen auf Platz eins mit 127 ermordeten Journalisten. Dahinter kommen die Philippinen mit 59 (2010 waren es 5). Mexiko liegt seit dem Massaker auf den Philippinen auf Platz drei mit 47. Pakistan kommt an die vierte Stelle mit 38 Opfern. "Aus diesen vier Ländern kamen in den letzte fünf Jahren die Hälfte der ermordeten Journalisten weltweit", resümiert die PEC.

Dahinter kommt Somalia (23), das noch vor Russland (21) und Kolumbien (19) liegt, wo 2010 erneut 5 und 4 Journalisten das Leben verloren. Darauf folgen Sri Lanka (15), Afghanistan, Indien und Honduras (14) und Nepal (12). Der Kongo, Venezuela und Nigeria summieren jeweils sieben getötete Journalisten von 2006 bis 2010 auf. Diese 15 Länder vereinten 80% aller getöteten Berichterstatter weltweit. Für die PEC-Präsidentin, Hedayat Abdel Nabi, sprechen diese Zahlen für sich. Die fordert einen wirksamen internationalen "Schutz für Journalisten".