In Bananenkisten

Der ehemalige Tatort-Kommissar Peter Sodann gründet eine Bibliothek mit DDR-Büchern

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1991 wurden in den neuen Bundesländern tonnenweise Bücher aus der DDR vernichtet. Der ehemalige DDR-Buchgroßhandel, Buchhandlungen und Bibliotheken machten seinerzeit ihre Lager für West-Erzeugnisse frei und so landeten nicht nur gebrauchte, sondern auch stapelweise verlagsfrische Bücher von z. B. Dostojewski, Tolstoi, Arnold Zweig, Heinrich Mann und Ernesto Cardenal auf dem Areal einer stillgelegten Ziegelei in Plottendorf unweit von Leipzig einfach auf der Müllhalde, endeten im Heizkraftwerk Lichtenberg oder in den Reißwölfen bundesrepublikanischer oder fremdländischer Papiermühlen.

Damals machte sich der Pfarrer Martin Weskott aus Katlenburg bei Göttingen mit ein paar Lastwagen auf dem Weg und rettete über 40.000 Bücher vor der sicheren Vernichtung. Im Kloster Katlenburg findet seitdem die Reihe “Müll-Literaten lesen“ statt - und gegen eine Spende für “Brot für die Welt“ kann der interessierte Besucher Schätze aus dem einstmaligen Leseland DDR erwerben.

Dem Erhalt dieses kulturellen Erbes hat sich auch der Schauspieler Peter Sodann verschrieben. Nach der Wiedervereinigung begann er mit freiwilligen Helfern Bücher aus der DDR zu sammeln und konnte bis dato rund 180.000 Werke in Bananenkisten in einem ehemaligen Kindergarten in Merseburg unterbringen. Um seine “Peter Sodann-Bibliothek“ zu vervollständigen müssen insgesamt um die 350 000 Titel erfasst werden. Rund 100 Millionen DDR-Bücher sind seit 1991 entsorgt worden.