In Großbritannien wächst die Angst vor der Grippe

Während die einen versuchen, aufkommende Panik zu dämpfen

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In Großbritannien scheint man angesichts der Schweinegrippe-Pandemie nun allmählich doch in Panik zu geraten, obgleich die neue Grippe weiterhin leichter verläuft als die saisonale Grippe. Immerhin gibt es hier nach Mexiko und den USA die meisten Grippefälle. Man geht davon aus, dass letzte Woche 55.000 Menschen (30.000 – 85.000) von dem A(H1N1)-Virus infiziert wurden. Über 650 kamen in klinische Behandlung, über 50 Patienten sind ernsthaft erkrankt. Seit Beginn der Pandemie sind 29 Menschen gestorben. Fast 180.000 Menschen sollen wegen Grippe krank geschrieben sein.

Gewarnt wurde bereits, dass möglicherweise bald 100.000 Menschen täglich an der Grippe in Großbritannien erkranken könnten. Liam Donaldson, der oberste medizinische Berater des Gesundheitsministeriums, hat sicherlich nicht zur Beruhigung beigetragen, als er davon sprach, dass man sich auf 65.000 Tote in diesem Winter vorbereiten müsse. An der saisonalen Grippe sterben jährlich in Großbritannien zwischen 5000 und 20000 Menschen. Ein Drittel der Briten könnte nächsten Winter von dem Grippevirus infiziert werden, so Donaldson, bei den Kindern sogar die Hälfte. Die Regierung plant die Einrichtung einer Hotline mit einer Personalausstattung von zunächst 2000 Mitarbeitern, um Beratung zu geben und dafür zu sorgen, dass eine Behandlung mit antiviralen Mitteln eingeleitet wird, da es noch keinen Impfstoff gibt.

Ökonomen sagen, dass die britische Wirtschaft aufgrund der Grippe noch weiter zusammenbrechen könnte, um bis zu 5 Prozent könne sie zusätzlich schrumpfen. Alan Johnson, der neue Innenminister, konterkarierte die Versuche des Gesundheitsministeriums, die Panik zu dämpfen. Er sagte, die Grippe-Pandemie sei gefährlicher als der Terrorismus – was freilich angesichts der Todeszahlen für jede saisonale Grippe jedes Jahr zutrifft. Er meinte allerdings, man habe alles im Griff. Hilfreich ist sicherlich auch nicht ein Bericht der Times, der sagt, dass dann, wenn in den Ländern, in denen das Impfmittel hergestellt wird, auch eine Grippewelle ausbricht, die Möglichkeit bestünde, dass die Pharma-Konzerne die Verträge auf Lieferung von Impfstoff mit der britischen Regierung annullieren könnten, weil die jeweilige Regierung dies aufgrund der Knappheit des Impfstoffes verlangt, um die eigene Bevölkerung zu schützen.

Junge Frauen, kleine Kinder und schwangere Frauen sollen besonders gefährdet sein. Die Regierung und Politiker reagieren konfus mit ihren Ratschlägen, etwa dass Frauen jetzt vermeiden sollten, schwanger zu werden, oder schwangere Frauen nicht in den Stoßzeiten öffentliche Verkehrsmittel benutzen sollten. Das Gesundheitsministerium weist auf Anzeichen für eine Grippeerkrankung von Kleinkindern hin und empfiehlt Relenza für schwangere Frauen. Zur Beruhigung heißt es jetzt nur noch, dass regelmäßig die Hände gewaschen werden sollen.

British Airways und Virgin Atlantic überprüfen Passagiere vor dem Einstieg, ob sie Grippesymptome zeigen. Bei Virgin sollen sie erst fliegen dürfen, wenn sie eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung vorlegen. Die BA erklärt, man würde den Passagieren abraten zu fliegen.