In den USA geht die Kriminalität trotz Wirtschaftskrise weiter zurück

Kriminalität scheint nicht direkt mit Armut oder Arbeitslosigkeit zu tun zu haben

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Nach geläufiger Ansicht sollte man davon ausgehen, dass in einer Wirtschaftskrise mit hoher Arbeitslosigkeit und zunehmender Armut die Kriminalität, allen voran die Eigentumsdelikte, zunehmen sollten. Das scheint aber keineswegs der Fall zu sein, wie Zahlen aus den USA nahelegen.

Das FBI hat die vorläufigen Daten des zweimal im Jahr erscheinenden Kriminalitätsberichts veröffentlicht. Danach ist die Zahl der Gewalttaten zwischen Januar und Juni um 6,2 Prozent und die der Eigentumsdelikte um 2,8 Prozent gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr zurückgegangen. Raubdelikte sind um 10,7 Prozent weniger geworden, auch Mord und Vergewaltigung sind deutlich zurückgegangen. Am stärksten gefallen sind Gewaltstraftaten in den Städten mit einer Bevölkerung zwischen einer halben und einer Million Bewohnern.

Damit sinkt die Kriminalitätsrate bereits seit 3 Jahren. Allerdings ist der Trend schon einige Jahre länger zu bemerken, aber offenbar ist sinkende Kriminalität nicht direkt mit Wirtschaftswachstum oder wachsendem Wohlstand verbunden, sondern es spielen andere Faktoren mit herein. Möglicherweise ist es auch gerade umgekehrt, dass Kriminalität wächst, wenn die Wirtschaft wie in den 1960er Jahren boomt, weil dann die Zwänge abnehmen, die Zukunft sicherer erscheint und das Versprechen auf Wohlstand auch unmittelbarer, ohne große Leistung winkt.

Man könnte im Fall der USA aber auch der Meinung sein, dass die Kriminalität zurückgeht, weil so viele Menschen im Knast sitzen. Schließlich hat die USA die weltweit größte Gefängnispopulation. Oder die Polizeipräsenz ist mitsamt der technischen Überwachung so angestiegen, dass es eine abschreckende Wirkung ausübt. Es könnte aber auch sein, dass es wegen der demografischen Entwicklung weniger Straftaten gibt, weil der Anteil der jungen Menschen abnimmt. Vermutlich spielen viele Faktoren in die Entwicklung der Kriminalität herein, klar scheint aber zu sein, dass wachsende Arbeitslosigkeit und Armut sowie die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich damit direkt nichts zu tun haben.