In medizinischen Zeitschriften findet man viele unethische Autorschaften

Bei einem Fünftel der Artikel in den sechs wichtigsten biomedizinischen Zeitschriften wurden Mängel bei Gastautoren und Ghostwritern geführt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die medizinische Forschung ist teilweise korrumpiert. Das weiß man schon lange, eine neue Studie bestätigt nun erneut, dass die Angabe der Autorenschaft bei medizinischen Veröffentlichungen zweifelhaft ist ( Prof. Dr. Plagiat). Eine Studie zeigte nun auf, dass bei mehr als ein Fünftel der Artikel, die 2008 in sechs führenden medizinischen Publikationen erschienen sind, "unethische" Autorschaften vorliegen, die inakzeptabel seien. Entweder wurden Gast- bzw. Ehrenautoren genannt, die keine wesentliche Beteiligung an der Erstellung des Manuskripts hatten, und/oder es gab Ghostwriter, die wesentlich an der Forschung beteiligt waren, aber wie gerne im Fall von Pharmakonzernen nicht genannt werden.

Schon in den 1980er Jahren hatte das International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE) Richtlinien zur korrekten Angabe der Autoren entwickelt. Danach sollen alle Autoren, die für den Inhalt ganz oder teilweise verantwortlich sind, genannt werden. Die Richtlinien wurden von mehr als 600 biomedizinischen Zeitschriften übernommen, offenbar hapert es aber weiterhin mit der Umsetzung. Gerne lassen sich etwa Institutsleiter und Professoren als Mitautoren anführen, weil dies die Zahl ihrer Veröffentlichungen erhöht, was in Deutschland früher gang und gäbe war, oder bekanntere Wissenschaftler geben ihren Namen her, um mehr Aufmerksamkeit für die Veröffentlichung zu schaffen ( Unethische Autorenschaften in den Wissenschaften).

Die Studie, die British Medical Journal veröffentlicht wurde, konnte in einem Vergleich mit einer Umfrage aus dem Jahr 1996 zwar feststellen, dass deutlich weniger Ghostwriter am Werk waren, bei den bezahlten Autoren hat sich jedoch kaum eine Veränderung ergeben, ihr Anteil blieb etwa gleich. Problematisch ist das insbesondere, weil es sich bei den Annals of Internal Medicine, JAMA, Lancet, Nature Medicine, New England Journal of Medicine und PLoS Medicine um große und nach dem "impact factor" einflussreiche biomedizinische Zeitschriften handelt. Beide Arten der unangemessenen Autorschaft fanden sich am häufigsten in Forschungsartikeln, weniger in Editorials oder Übersichtsartikeln.

Wenn bei 21 Prozent der Artikel "unangemessene Autorschaften" festgestellt wurden, so ist das nur das Ergebnis einer Umfrage bei den korrespondierenden Autoren. 70,3 der angefragten Autoren hatten auf die Umfrage geantwortet. Man kann davon ausgehen, dass es eine Dunkelziffer gibt, zumal bei denjenigen Artikeln, deren korrespondierende Autoren auf eine Antwort verzichteten. Es seien, so schließt die Studie, "verstärkte Anstrengungen seitens der wissenschaftlichen Zeitschriften, der einzelnen Autoren und der akademischen Institutionen erforderlich, um Verantwortung, Zurechenbarkeit und Transparenz hinsichtlich der Autorschaft zu fördern und die Integrität in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu bewahren".

In einem Editorial betonen betonen Patricia Baskin and Robert Gross von der Zeitschrift, dass die Regeln verschärft werden müssten, da in Zukunft die Forschung noch kooperativer und komplexer würde, weswegen auch die Probleme mit der Transparenz der Autorschaft und Interessenkonflikte zunehmen.