Ist Batman wirklich so erfolgreich?

Marketing und Wahrheit: Was hinter dem "Dark Knight"-Erfolg steckt

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Erfolg begründet nichts und entschuldigt nichts und ein erfolgreicher Film muss kein guter sein. Aber umgekehrt ist es auch nichts prinzipiell Schlechtes, dass "The Dark Knight" bereits aus den USA das Gerücht vorauseilt, einer der erfolgreichsten Filme der Geschichte zu sein. Seit Wochen, so hört man, sprenge der Film alle US-Kassenrekorde der letzten Dekade: 155,3 Millionen Dollar hat "The Dark Knight" an den ersten drei Starttagen in die Kinokassen gespült. Die vorherige Spitzenmarke war "Spider-Man 3" mit 151,1 Millionen. Inzwischen liegt er bei über 460 Millionen Dollar. Nur überhaupt sieben Filme schafften bisher den Sprung über die 400 Millionen-Marke - sogar den Erfolg von "Titanic", so wird gemunkelt, könne man überflügeln.

Da helfen auch keine dicken Reifen - Schneewittchen bleibt vorne
Da helfen auch keine dicken Reifen - Schneewittchen bleibt vorne (Bild: Warner Bros. Pictures)

Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs? Neben der reinen Qualität des Films und der Faszination für die ambivalente Batman-Figur zunächst einmal ein Film-Marketing, das fortwährend immer weiter perfektioniert wird.

Noch drei weitere Ursachen muss man nennen:

- das Fehlen erfolgreicher Blockbuster-Konkurrenz oberhalb der Kinderfilmebene. Hollywood ist in der Dauerkrise; Industrie und Publikum lechzen nach Filmen, die auf ein erwachsenes Publikum zielen, intelligent und ernsthaft unterhalten. Zudem bröckeln die Zuschauerzahlen seit Jahren durch DVD-Konkurrenz. Nur bei wenigen Filmen klappt die Marketing-Suggestion: Den muss man gesehen haben, gleich und im Kino. Im Fall von "The Dark Knight" kam die Botschaft an. Und dann ist nichts erfolgreicher, als der Erfolg.

- zum zweiten der James-Dean-Effekt. Erst sein früher Tod machte Heath Ledger zum Superstar. Und die Rolle des wahnsinnigen Schurken scheint perfekt zu einem Mann zu passen, der auch im Leben seine Grenzen nicht kannte.

- schließlich die Mathematik: Denn in den USA wird der Erfolg an den Einnahmen gemessen, nicht wie in Europa an Zuschauerzahlen. Weil die Eintrittspreise in den vergangenen zehn Jahren um die Hälfte gestiegen sind, hagelt es auch regelmäßig garantiert neue Rekorde. Man sollte die gemeldeten US-Zahlen also nicht überschätzen. Sie sind nur Teil der Marketing-Maschine. In reinen Zuschauerzahlen liegt immer noch "Spider-Man" vorne. Und an "Vom Winde verweht", "Ben Hur" und den Disney-Klassiker "Schneewittchen und die sieben Zwerge" kommt sowieso so schnell keiner heran. Die sahen bisher viele hundert Millionen Menschen.