Jacke wie Handy

Mal wieder vom Instagrammen ganz blöd im Schädel und das Smartphone liegen gelassen? Google und Levi's haben da was anzubieten

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Kinderversuche. Natürlich Kinderversuche. Mit Ratten geht das ja schlecht, weil sie quasi unbrauchbar sind, sobald es um Instagram geht. Das National Institute of Health hat 300 Millionen US-Dollar ausgegeben, um uns mit der Aussage zu beglücken, dass die Bildschirmzeit bei Kindern den Cortex weniger wachsen lässt. Jedenfalls bei den 11.000 Kindern im Alter von zehn, die mit einer Screentime von mehr als sieben Stunden täglich auffahren.

Sieben Stunden täglich.

Gut, wenn man sich noch einmal vor Augen führt, dass die durchschnittliche Bildschirmzeit eines Teenagers in Großbritannien inzwischen acht Stunden am Tag beträgt. Wir freuen uns also schon jetzt auf suppenblöde Briten, die in ihrem Erwachsenenalter mit einem Smartphone in der Hand die Oktoberfestzelte Münchens stürmen und sich dann danebenbenehmen. Dünner Cortex sei Dank. Aber das ist natürlich jetzt polemisch. Viel geringer ist die Zeit vor strahlend hellen Vierecken für deutsche Teenager auch nicht mehr. Der Bildschirm ist die Welt, die Welt ist der Bildschirm, und wir verblöden scheinbar alle davor. Wenn wir zehn sind und uns das mehr als sieben Stunden am Tag antun.

Jetzt klappt natürlich ausgerechnet die folgende Erfindung wenig, um die Defizite aufzufangen, die solch ein Medienkonsum scheinbar erzeugt. Sollte doch einer der Brazen zu blöd sein, um sich den letzten Aufenthaltsort seines Smartphones nach den täglichen sieben Stunde zu merken, haben Google und Levi's zusammen etwas anzubieten. Natürlich nicht die Mama, sondern ein Gerät.

Im Falle einer leichten Screendemenz und der Situation, dass der Bub sich nun wirklich nicht mehr daran erinnern kann, wo er sein Handy liegengelassen hat, stattet die Jeansfirma einen Ärmel einer neuen Jacke mit einem Warnsensor aus, der anschlägt, wenn man sich zu weit von seinem Smartphone oder Tablet entfernt. Gut, das ist jetzt schon eine spannende Sache für den ein oder anderen Jugendlichen, wenn er wirklich mal seinen Screen irgendwo weglegt. Was vielleicht nicht der Fall sein könnte, aber immerhin: Die Technik bietet jetzt ein "Sie verlassen jetzt die Online Zone und werden gleich mitten im Zimmer verdorren"-Feature an. Dumm ist vielleicht nur manchmal, wenn man ständig diese olle Jacke tragen muss und sich vor allem nachts im Bett einen abschwitzt, nur damit man rechtzeitig gewarnt wird, sollte das Gerät aus dem Bett fallen und man es beim Aufwachen nicht mehr in der Hand halten.

Vielleicht ist es doch besser, die eigene Mutter oder den eigenen Vater wieder mit der Aufgabe zu betrauen, das Gerät notfalls schnell wieder zu finden. Das ist man ja gewohnt von Socken ("Mami, wo sind meine Socken? Habe ich überhaupt Socken?") und von Schulausrüstung ("Papa, hast Du meine Schultasche gesehen? Bist Du überhaupt mein Papa?"). Vielleicht sollten wir es doch dabei belassen. Dann brauchen wir nicht noch ein Gerät aufzuladen.