Jalousien hoch und runter

Neben der Spur

Ein Hotel bietet eine App an, um die Zimmertemperatur zu regeln. Da werden Erinnerungen wach

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Fast ist es 2018 ja schon keine Zeile mehr wert, aber die Hotelkette Hilton (ja, genau die, die auch ein IT-Girl als Erbin hatte) bietet jetzt ihren Gästen eine App an, mit deren Hilfe man die Zimmertemperatur und das Licht regeln kann.

So, na prima, jetzt sind die ersten aus Langeweile rückwärts vom Sitz gefallen. Das holt doch heute keinen mehr hinter dem Stuhl vor. Ja, wenn die App automatisch auch Paris Hilton aus der Lobby entfernen könnte, dann wäre das vielleicht noch eine Nachricht wert. Obwohl ... ich vermute nicht, dass die junge Dame in einem der eigenen Häuser absteigt. Das wäre dann doch deutlich unter ihrem Niveau. Könnte sie meinen.

Nein, eine App, die Licht und Temperatur im Raum jedes Gastes regelt, ist heute eher eine fast nervige Spielerei. Apropos "nervig", wenn ich das so lese, fallen mir doch wieder Mittel und Wege ein, Anfang der 2000er Jahre das eine oder andere Meeting interessant zu gestalten.

Es war in dieser Zeit, als Microsoft Deutschland gerade in ein neues Gebäude (streng genommen waren es 10) gezogen war und in Lohhof stolz das neue Domizil aufschlug, nachdem man das doch in die Jahre gekommene in "Uschl" verlassen hatte. Und wie es in diesen Jahren schon üblich war, hatte man bei Neubezug auch die eine oder andere nette technische Spielerei in den Räumen vorgesehen. So konnte man also das stolze Email lesen, dass man jetzt auch Rollläden, Licht und Raumtemperatur über das Intranet steuern können würde.

Eine Steilvorlage.

Es fing harmlos von der Microsoft Schweiz (heutzutage immer noch Richtistrasse 3, Wallisellen) an, dass das ein oder andere Telefonmeeting durch subtiles Erhöhen der Raumtemperatur in Deutschland ermüdet wurde. Das hatte Potential. Schon bald begannen sich während der Präsentation in der Nähe von München die Jalousien zu bewegen und das Licht wie bei Poltergeist an- und auszugehen. Ein kindischer Spaß, klar. Leider konnte der dortige Stromkreis nicht unterbunden werden, um die Powerpoint-Präsentationen zu beenden, aber hey: der Rest war schon ganz lustig, und man bot den dortigen Kollegen auch an, den Hausmeister reinzuschicken und einen Aufguss zu machen. Immerhin war die Raumtemperatur gerade auf über 30 Grad gestiegen.

Klar, das Feature wurde dann wieder vom Netz genommen. Schade eigentlich. Immerhin gibt es jetzt für Freizeithacker wieder eine Gelegenheit, auch in einem Hilton dortige Gäste in den Wahnsinn zu treiben. Vielleicht haben einzelne, wenn sie bei flackerndem Licht und auf- und abventilierenden Rolläden in der Hitze ihres Zimmers schier vergehen, die Vision, dass Paris Hilton reinkommt und einen Aufguss machen könnte.

Nein, lieber nicht. Abschalten.